8. ResümeeIn der vorliegenden Arbeit wurde die postmoderne Kritik an der Legitimationsproblematik der an der Moderne orientierten Musikwissenschaft thematisiert. Das sich auf die großen Erzählungen oder die Metaerzählungen stützende Legitimationsprinzip der Moderne, durch das Lyotard das moderne Vernunftprinzip kennzeichnet, findet man auch in der Musikwissenschaft. Die in der Moderne entstandene Historische Musikwissenschaft basiert auf den der Legitimation der europäischen Kunstmusik dienenden Metaerzählungen der Autonomieästhetik und Geschichtlichkeit. Aufgrund dieser Legitimationsdiskurse erhält die Historische Musikwissenschaft in der bildungsbürgerlichen Wissenschaftstradition die Prävalenz gegenüber anderen musikwissenschaftlichen Disziplinen. Die Präponderanz der Historischen Musikwissenschaft ist in der Musikforschung so fest verwurzelt, dass selbst die musikwissenschaftliche Debatte um die Postmoderne im Kontext der Moderne verbleibt: Die ausschließlich die E-Musik als ihren Forschungsgegenstand behandelnde Historische Musikwissenschaft diskutiert die postmoderne Musik als Stilrichtung innerhalb der E-Musik. Dagegen richtet sich der Diskurs der Popmusikforschung anhand der postmodernen Debatte auf die Legitimation der Vorherrschaft der U-Musik. Bei beiden Diskursen handelt es sich nicht um die postmoderne Musikwissenschaft; beide vernachlässigen den für die Postmoderne wesentlichen Aspekt der Transformation des Wissens. Wie sieht dann die Transformation der Musikwissenschaft in die Postmoderne aus? Um die Musikwissenschaft in der Postmoderne, d. h. im Zeitalter der Delegitimation zu diskutieren, ist zunächst die Auswirkung der technischen Entwicklung auf die Musik des 20. Jahrhunderts zu berücksichtigen,1
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