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Heinz Lemmermann



Anstiftung zum Judenhaß in Liedern der NS-Zeit


1. Kernbereiche der nationalsozialistischen Ideologie


In der verzweigten Ideologie des Nationalsozialismus lassen sich drei Kernbereiche ausmachen, deren historische Wurzeln vielfältig sind und z. T. weit zurückreichen. 1. Der Führerkult als diktatorisches Prinzip, 2. die Lebensraum­ideologie mit Eroberungsdrang nach Osten, 3. ein rassistischer Antisemitismus mit sozialdarwinistischer, höchst subjektiv am Eigeninteresse orientierter Hoch- und Tiefwertung von Rassen und Völkern und der eindeutigen Zielvorstellung von Vertreibung und Vernichtung der Juden.1

1 Zur Genesis der NS-Ideologie, besonders zum Rassismus s. (Literaturverzeichnis) u. a. Auerbach (1993), Dülffer (1992), Geiss (1988), Hilberg (1990), Jäckel (1986), Maser (1997, hier 5. Kap.: Die geistige Welt, S. 178 ff.), Mosse (1990), Quitzow (1987), Reulecke (1998), Saller (1961).

Alle diese Bereiche fanden ihren Niederschlag auch in vielen Liedern, die den Nationalsozialisten als willkommene Indoktrinationsmittel für die Massen dienten.

(In diesem Beitrag können immer nur wenige Schlaglichter gesetzt und Beispiele vor allem aus Schulliederbüchern gebracht werden.)


Im weitverbreiteten Schulliederbuch Singkamerad2

2 Singkamerad. Schulliederbuch der deutschen Jugend, hg. von der Reichsamtsleitung des NS-Lehrerbundes, 5. Aufl., München: Franz Eher-Verlag 1935.

sind nicht weniger als 15 Lieder direkt auf die Verherrlichung Hitlers ausgerichtet. Die Singende Mannschaft von Georg Götsch3
3 Georg Götsch, Singende Mannschaft, Kassel: Bärenreiter 1940.

enthält Apotheosen des Führers von Götsch (Der Führer) und Theodor Warner (Adolf Hitler; hier ist die Rede vom „Sturm und Feuerglanz von Millionen todbereiten Herzen“.).


Hitler, zweifellos ein Mann mit charismatischer Ausstrahlung, wurde als Heilsbringer angesehen und erfuhr eine Art religiöser Verklärung, nicht nur in einem Liedtext von Fritz von Rabenau, der allerdings keine Breitenwirkung erzielte:


Stille Nacht, heilige Nacht, alles schläft, einsam wacht

Adolf Hitler für Deutschlands Geschick, führt uns zu Größe, zum Ruhm und zum Glück,

gibt uns Deutschen die Macht.4

4 Schröder 1988, S. 157. Ferner Lambrecht 1990, S. 154, Dülffer 1992, S. 100.


An einem Haus in Celle war der folgende Vierzeiler angebracht:


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