- 9 -Klußmann, Jörg: Musik im öffentlichen Raum 
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Seit 2000 wird die Musikbeschallung auf weitere Haltestellen ausgedehnt. Zur Zeit des Telefongesprächs (Mai 2003) wurden insgesamt 18 Bahnhöfe der Hamburger Hochbahn AG beschallt, ausgeweitet werden soll die Hintergrundmusik jedoch längerfristig auf alle Bahnhöfe, die über Tunnel oder Zwischenebenen verfügen.12
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Insgesamt sind laut Niemeyer 36 U-Bahn-Haltestellen für Musik-Beschallung geeignet. Die S-Bahn, die nicht zur Hamburger Hochbahn AG gehört, setzt bislang keine Hintergrundmusik ein. Entgegen den Angaben Niemeyers läuft inzwischen (seit Juli 2003) auch Musik in U-Bahnhöfen ohne Zwischenebenen, z. B. im Eingangsbereich des U-Bahnhofs Feldstraße.
Die Erfahrungen der Hamburger Hochbahn mit der Klassik-Beschallung fallen, so der Pressesprecher, durchweg positiv aus. Das gilt für den oben erwähnten »Nebeneffekt« (Eindämmung von Vandalismus) wie für die Akzeptanz seitens der Fahrgäste. So hätte es für die Beschallung nur Lob gegeben, kritische Stimmen wollen ihm nicht zu Ohren gekommen sein. Dieser Eindruck fußt auf den Beobachtungen und Einschätzungen der Hochbahn-Mitarbeiter. Studien oder andere Formen der Evaluation bezüglich der Musikwirkung gibt es seitens der Hochbahn AG nicht.

2.2.2.  Deutsche Bahn AG

Größeres Aufsehen erregte die klassische Hintergrundmusik, als sie durch die Deutsche Bahn Ende 2001 aus dem »Untergrund« (U-Bahnhof) an die »Öffentlichkeit« geholt wurde. Angeregt durch die positiven Erfahrungen der Hochbahn sollte die Wirkung der Musikbeschallung auf den eigenen Betriebsbereich übertragen werden, wie mir Frau Gevert, Mitarbeiterin des Bahnhofsmanagements Hamburger Hauptbahnhof, erläuterte.13

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Im Telefongespräch am 13.03.03.
In Kooperation mit der Hochbahn werden seitdem die Bereiche Ausgang Kirchenallee und Hachmannplatz synchron mit der gleichen Musik beschallt (seit Sommer 2002 ebenfalls durch die Firma Muzak).

Frau Gevert, die nach eigenen Angaben maßgeblich an der Entscheidung für die Beschallung des Betriebsbereiches der Deutschen Bahn beteiligt war, wehrte sich im Gespräch gegen den entstandenen Eindruck, durch die Musik sollten unerwünschte Randgruppen vertrieben werden. Entscheidend seien auch für die Bahn AG die ästhetischen Effekte einer Hintergrundmusik gewesen. Die Musik diene in erster Linie der »Begrüßung der Fahrgäste«. Dies sei von großer Bedeutung, da am Hauptbahnhof mit Bus, Fernbahn, S- und U-Bahnlinien eine Vielzahl unterschiedlicher Verkehrsmittel zusammenliefen, die durch die Musik eine »akustische Verbindung« erhielten. Auch diene die Musik dazu, die hektische Geräuschkulisse des Hachmannplatzes zu übertönen. Tatsächlich wirkt die Musik dort subjektiv ein wenig lauter als in den U-Bahnhöfen.14

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Genaue Angaben zu den tatsächlichen Lautstärken waren von der Firma Muzak leider nicht zu bekommen.
Gevert verwies im Gespräch, wie der Pressesprecher der Hamburger Hochbahn, auf die Hintergrundmusik in Kaufhäusern als Vorbild für die Beschallung am Hauptbahnhof. Für Klassik spräche, so Gevert, dass es über diese Musik den »größten gesellschaftlichen Konsens«, eine »allgemeine Verbindlichkeit« gäbe. Sie räumte jedoch ein, dass man auch bei der Deutschen Bahn »Nebeneffekte« der Hintergrundmusik gerne in Kauf nähme. So habe man beobachtet, dass durch die Beschallung offensichtlich die »Aufenthaltsqualität für eine längere Verweildauer« seit Beginn der Klassik-Beschallung gesunken sei. Wie

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