- 145 -Lehmann, Silke: Bewegung und Sprache als Wege zum musikalischen Rhythmus 
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Hemisphäre für bestimmte Funktionen eine größere Bedeutung hat als die jeweils andere, muss grundsätzlich festgehalten werden, dass es deutliche Hinweise auf die Mitarbeit beider Hirnhälften in der musikalischen Rhythmusverarbeitung gibt.
Sowohl die linke als auch die rechte Hirnhälfte trägt zur musikbezogenen Rhythmusverarbeitung bei.

7.3.3.  Lokalisation rhythmischer Prozesse

Die widersprüchlichen Ergebnisse zur Verortung rhythmisch-metrischer Verarbeitung setzen sich fort, wenn das Augenmerk auf eine differenziertere Lagebeschreibung der tätigen Hirnareale gerichtet wird. Untersuchungen mit Hilfe moderner bildgebender Verfahren zeigen vor allem, dass musikalisch-zeitliche Prozesse neuronale Aktivität in den sprachverarbeitenden Arealen auslöst. Um die Untersuchungsergebnisse besser einordnen zu können, sollen hier zunächst einige Funktionen und Lokalisationen sprachverarbeitender Prozesse kurz dargestellt werden, auf die in Bezug auf die Rhythmusverarbeitung dann zurückgekommen wird.

Sprachverarbeitungsfunktionen und ihre Lokalisation

Primäre Hörrinde
(Heschl-Querwindungen)

Mit dem Ohr aufgenommene Reize werden über die Hörbahn (vgl. Trepel 1999, S. 218f.) dem primären Hörzentrum zugeleitet, einem Teil des Schläfenlappens (Temporallappen), der erst sichtbar gemacht werden kann, wenn die ihn überdeckenden Teile des Scheitel- und Stirnlappens entfernt werden. Die primäre Hörrinde wird auch als Heschl-Querwindungen bezeichnet, ihre Windungen (Gyri) verlaufen quer zu den übrigen Windungen der Temporallappen-Struktur (teilweise wird allerdings auch nur die vorderste der Querwindungen als Heschl-Gyrus benannt). Die aus dem Ohr kommenden Impulse werden hier als Laute oder Klänge bewusst, aber noch nicht zu Wörtern, Sätzen oder Melodien verknüpft.

Sekundäre Hörrinde
(Sensorisches
Sprachzentrum,
Wernicke-Areal)

Direkt angrenzend an die primäre Hörrinde liegt die so genannte sekundäre Hörrinde, auch als sensorisches Sprachzentrum bezeichnet. Hier werden aus Lauten und Geräuschen Bedeutungszusammenhänge.
In der sprachdominanten Hemisphäre (allermeist links) werden auditorische Impulse in Bezug auf Sachinhalte und Bedeutungen entschlüsselt, in der nicht-sprachdominanten Hirnhälfte wird die musikalisch-prosodische Information verarbeitet (vgl. Trepel 1999, S. 220).

Motorisches
Sprachzentrum
(Broca-Areal)

Das sensorische Sprachzentrum steht in enger Verbindung mit dem motorischen Sprachzentrum, da Sprachbildung und Sprachverständnis untrennbar verbunden sind.


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