Im frühesten ›inszenierten‹ Zugang zu musikalischen Themen – zu Hause oder in der
Eltern-Kind Gruppe (vgl. Seeliger 2003) – ist eine basale Wegbereitung zum Rhythmus
das Anbieten von einfachsten Klangerzeugern, seien dies klingende Alltagsgegenstände
oder Instrumente des kleinen Schlagwerks. Rasseln oder Glöckchen stellen kaum
Ansprüche an die Handhabung, ihre Spielweise ist mehr ein Unterstreichen – und damit
Verdeutlichen – von Bewegungen, egal ob diese willkürlich gesteuert oder zufällig
geschehen. Die verschiedenen Sinnesebenen (visuell, auditiv, taktil) ergänzen sich zu
besonders intensiven Eindrücken.
Die Entstehung größerer, willkürlich gesteuerter EinheitenEine voranschreitende motorische (und kognitive) Entwicklung führt im Spracherwerbsprozess von der Verdopplung oder Verkettung identischer Einheiten (Silben) über Einwort-, Zweiwort- schließlich zu Mehrwort-Sätzen. Während die Wahrnehmung umgekehrt ihre Aufmerksamkeit von den großen zu den kleineren Einheiten verlagert, spielt sich der aktiv gestaltende Prozess vom Kleinen zum Größeren ab. Diese Tatsache kann auf den musikpädagogischen Zusammenhang nicht ›eins zu eins‹ übertragen werden. Musikalische Gestalten erschließen sich weniger aus ihren Fragmenten als aus ihrer Gesamtheit. In musikbezogenen Lernprozessen wird es nicht sinnvoll sein, einen Rhythmus (oder eine Melodie) in kleine Segmente zu unterteilen. Im Instrumentalunterricht kommt es hin und wieder vor, dass Kinder einen Ton spielen, ihre Lehrerin erwartungsvoll anschauen und fragen »Ist so lang eine Viertelnote?«. Notenwerte oder Tonhöhen erschließen sich aber erst aus dem Bezug zu weiteren Tönen. Hilfreicher ist es in diesem Zusammenhang, noch einmal auf die Silben-Verkettung zurückzukommen: Die einfachste Möglichkeit gezielter Aktion stellt die Aneinanderreihung identischer Motive dar. Auf Lernsituationen im musikalischen Kontext übertragen bedeutet dies: Die überschaubarste Art, rhythmisch-metrisch stabil zu agieren, besteht darin, ein (schlichtes aber prägnantes) Rhythmusmuster kontinuierlich zu wiederholen. Auf diese Weise werden die motorischen Anforderungen gering gehalten, gleichzeitig aber das menschliche Grundbedürfnis nach Gestalthaftigkeit berücksichtigt. Dieses Prinzip gilt nicht nur für den Bereich des Sprechens (zu Rhythmussprachen vgl. Abschnitt 8.5.1), sondern auch im Bereich Körperperkussion (vgl. Abschnitt 8.2.2) oder (elementares) Instrumentalspiel. Wiederholung von Bausteinen ist unter der Bezeichnung Ostinato ein bekanntes Gestaltungs- oder Kompositionsprinzip und schon früh in der Musikgeschichte verankert. In diesem Zusammenhang sei daran erinnert, dass die so genannte Ammensprache auch durch Redundanz, durch mehrfaches Wiederholen identischer Äußerungen gekennzeichnet ist (vgl. Abschnitt 5.1.1).
Diese Aussage gilt sowohl hinsichtlich der Stimmebene (Artikulation) als auch im Bewegungsbereich. Zu bedenken ist allerdings, dass die Entwicklung von Kopfregion |