- 225 -Lehmann, Silke: Bewegung und Sprache als Wege zum musikalischen Rhythmus 
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Der vierte Teil des Kanons ist technisch weniger anspruchsvoll, allerdings stellt das exakte Aushalten der ganzen Note und das Umschalten auf die anschließenden Töne eine Herausforderung dar. Sehr hilfreich ist dabei das Vorüben mit Rhythmussilben. Bei einer Übertragung auf ein Blasinstrument ist die Artikulation dann schon vertraut. Die in der Vorübung stimmhaft gesprochenen Silben werden nun in das Instrument stimmlos gesprochen bzw. gedanklich ausgeführt. Bei Streichinstrumenten können die Spielenden selber gleichzeitig sprechen. Je nachdem, wie viel Hilfe die Ausführenden brauchen, kann die Lehrkraft das Mitsprechen und Mitvollziehen des Grundschlages deutlich oder dezenter gestalten. Der Schritt in die Zweistimmigkeit (erster und vierter Abschnitt) wird angebahnt, indem zunächst die Lehrkraft die Verantwortung für ein Motiv übernimmt, dies minimiert das Fehlerpotenzial. Grundsätzlich bieten Kanons eine ideale Einstiegsmöglichkeit zum mehrstimmigen, rhythmisch eigenständigen Spielen. Die einfachste Form ist eben der so genannte ›Mogel-Kanon‹, bei dem die Spielenden dasselbe Motiv immer und immer wiederholen. Zu diesem Ostinato können dann andere Spielende weitere Kanonteile – ebenfalls als Ostinato – ergänzen. Erst wenn jede Mitspielerin und jeder Mitspieler jeden Teil des Kanons sicher beherrscht, kann daran gedacht werden, die Mitspielenden den ganzen Kanon komplett und zeitversetzt ausführen zu lassen.

Während der dritte Abschnitt weniger Schwierigkeiten bietet, ist der zweite Abschnitt ist rhythmisch am komplexesten. Nicht nur die Viertelpausen stellen einen großen Anspruch, auch der darauf folgende Takt mit Punktierungen auf zwei Ebenen (Achtel und Sechzehntel) kann als schwierig gelten: . Dieser Abschnitt ist auf dem Instrument nur schwer in ein Ostinato umzuformen: zu groß ist der Bruch zwischen dem g2 und einem Wiederbeginn mit f. Beide Takte eignen sich jedoch gut für eine Umsetzung mit Körperperkussion. Der erste Takt von Abschnitt 2. kann beispielsweise gut durch ein Muster von abwechselndem Klatschen und Schnipsen dargestellt werden, der Rhythmus des zweiten Taktes (s. o.) wird im Wechselschlag gepatscht.

Körperperkussion bietet ein-drückliche Möglichkeiten, Rhythmen vertieft zu erleben. Die Möglichkeiten, die beschriebenen Klanggesten einzusetzen sind vielfältig: die Motive können von der Lehrkraft den Mitwirkenden auf den Rücken oder andere Körperteile gespielt werden, die Mitwirkenden können dies auch gegenseitig tun, die Klanggesten-Muster können mit dem Kanon oder Teilen des Kanons zur Zwei- oder Mehrstimmigkeit kombiniert werden.

Nachdem eine Annäherung an die einzelnen Kanonteile auf verschiedene Arten stattgefunden hat, werden diese zusammengesetzt. Zum Abschluss der Unterrichtseinheit gelingt es eventuell schon, den Kanon wenigstens zweistimmig auszuführen, zumindest dann, wenn die Lehrkraft eine der zwei Stimmen übernimmt. Genau so gut möglich ist es aber auch, dass die Lehrkraft die komplette Melodie alleine ausführt und die Gruppenmitglieder nur das Anfangsmotiv als Ostinato begleitend hinzufügen oder mit Motiven der Körperperkussion begleiten. Wünschenswert ist nur, dass der Kanon als Ganzes erklingt.

Für den Abschluss der Sequenz ist es erstrebenswert, eine möglichst gelungene (d.h. auch rhythmisch stabile) Fassung des Kanons zu präsentieren –


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