- 105 -Menzel, Karl H.: PC-Musiker 
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Im Elektrobereich [...] habe ich keine Grenzen, muss nicht unbedingt einer bestimmten Arbeitsweise folgen, anders als bei den ›klassischen‹ Richtungen wie Blues oder Rock.

Diskussion

Unmittelbar verbunden mit der sich immer weiter entwickelnden Technik computergesteuerter Klangerzeugung und Klangaufzeichnung sind Stilrichtungen wie Techno und Hip-Hop. Zwar beharren manche Techno-Musiker darauf, ausschließlich mit analogen Gerätschaften zu arbeiten. Das Gros macht jedoch ausgiebig Gebrauch von PC-gestützen Produktionspraktiken (Volkwein 2003). Künstlerische Praktiken wie das Samplen und Wiederverwenden ganzer Musikzitate aus älteren Aufnahmen sind ohne digitale Technik und insbesondere die durch den Computer möglichen Schneide- und Kopiertechniken nicht denkbar. So ist dann auch die aktive Beschäftigung mit derartigen Stilrichtungen unmittelbar an den Umgang mit dem PC gebunden. Für Roland S. und Oliver R. ist deshalb das Erlernen eines ›traditionellen‹ Muskinstruments nicht unbedingt erforderlich, wird auch gar nicht erst angestrebt. Der Computer selbst wird zum eigentlichen Musikinstrument.

7.1.7.  Der PC als Hilfsmittel zum Erzielen von Perfektion

Thomas Q.’s Beschreibung seines Hauptmotivs zur Computernutzung gleicht einem Credo:

Die perfekte Musik macht mir Spaß. Ich möchte alles perfekt haben. [...] Ich bin immer auf der Suche nach dem Optimalen.

Auch unter seinen Musikerfreunden gilt er als Perfektionist:

Ich bin nun mal so ein Hundertprozentiger, sagen die Anderen immer. Wenn ich etwas mache, dann mache ich alles hundertprozentig. [...] Ich bin ja verschrien. Wenn der Thomas kommt, dann geht den Musikern schon ...dann fangen Sie an zu zittern. Ich höre alles! Jeden falschen Ton! Und deshalb bin ich ja auch selbst bemüht, fehlerlos zu spielen. Mir passieren auch Fehler, aber dann sagen die Anderen: Ha, endlich ist dir auch mal ein Fehler passiert!

In der Band ließ sich sein ausgeprägter Perfektionismus nur schwer umsetzen:

In der Band war nicht alles so, wie ich es gerne haben wollte. Man hat das eben etwas mehr auf die leichte Schulter genommen, mehr aus Spaß an der Freude. Es sollte eigentlich auch so sein. Ich hatte auch Spaß, aber ich wollte immer perfekt sein, richtig perfekt. Wir waren schon jemand, aber nur weil ich immer so dahinter war: Lasst uns mal hundertprozentig üben. Das klang alles richtig perfekt, der dreistimmige Gesang, usw. [...] Das Perfekte, das habe ich bis heute noch behalten.

Neben beruflichen Gründen, die ein regelmäßiges Proben zunehmend erschwerten, war dann auch sein Perfektionsanspruch ein Grund dafür, dass Thomas fortan ohne Band, dafür allein mit seiner Orgel auftrat:


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