Im Elektrobereich [...] habe ich keine Grenzen, muss nicht unbedingt einer
bestimmten Arbeitsweise folgen, anders als bei den ›klassischen‹ Richtungen
wie Blues oder Rock.
Diskussion
Unmittelbar verbunden mit der sich immer weiter entwickelnden Technik
computergesteuerter Klangerzeugung und Klangaufzeichnung sind Stilrichtungen wie
Techno und Hip-Hop. Zwar beharren manche Techno-Musiker darauf, ausschließlich mit
analogen Gerätschaften zu arbeiten. Das Gros macht jedoch ausgiebig Gebrauch von
PC-gestützen Produktionspraktiken (Volkwein 2003). Künstlerische Praktiken wie das
Samplen und Wiederverwenden ganzer Musikzitate aus älteren Aufnahmen sind ohne
digitale Technik und insbesondere die durch den Computer möglichen Schneide- und
Kopiertechniken nicht denkbar. So ist dann auch die aktive Beschäftigung mit derartigen
Stilrichtungen unmittelbar an den Umgang mit dem PC gebunden. Für Roland S. und
Oliver R. ist deshalb das Erlernen eines ›traditionellen‹ Muskinstruments nicht
unbedingt erforderlich, wird auch gar nicht erst angestrebt. Der Computer selbst wird
zum eigentlichen Musikinstrument.
7.1.7. Der PC als Hilfsmittel zum Erzielen von Perfektion
Thomas Q.’s Beschreibung seines Hauptmotivs zur Computernutzung gleicht einem
Credo:
Die perfekte Musik macht mir Spaß. Ich möchte alles perfekt haben. [...]
Ich bin immer auf der Suche nach dem Optimalen.
Auch unter seinen Musikerfreunden gilt er als Perfektionist:
Ich bin nun mal so ein Hundertprozentiger, sagen die Anderen immer.
Wenn ich etwas mache, dann mache ich alles hundertprozentig. [...] Ich bin
ja verschrien. Wenn der Thomas kommt, dann geht den Musikern schon
...dann fangen Sie an zu zittern. Ich höre alles! Jeden falschen Ton! Und
deshalb bin ich ja auch selbst bemüht, fehlerlos zu spielen. Mir passieren
auch Fehler, aber dann sagen die Anderen: Ha, endlich ist dir auch mal ein
Fehler passiert!
In der Band ließ sich sein ausgeprägter Perfektionismus nur schwer umsetzen:
In der Band war nicht alles so, wie ich es gerne haben wollte. Man hat das
eben etwas mehr auf die leichte Schulter genommen, mehr aus Spaß an der
Freude. Es sollte eigentlich auch so sein. Ich hatte auch Spaß, aber ich wollte
immer perfekt sein, richtig perfekt. Wir waren schon jemand, aber nur weil
ich immer so dahinter war: Lasst uns mal hundertprozentig üben. Das klang
alles richtig perfekt, der dreistimmige Gesang, usw. [...] Das Perfekte, das
habe ich bis heute noch behalten.
Neben beruflichen Gründen, die ein regelmäßiges Proben zunehmend erschwerten, war
dann auch sein Perfektionsanspruch ein Grund dafür, dass Thomas fortan ohne Band,
dafür allein mit seiner Orgel auftrat:
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