- 106 -Menzel, Karl H.: PC-Musiker 
  Erste Seite (i) Vorherige Seite (105)Nächste Seite (107) Letzte Seite (204)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 

Da hatte ich keinen, der mir einen falschen Akkord dazwischen gegriffen hat. Das war dann für mich viel leichter.

Somit bietet sich die Arbeit mit dem Computer als logische Konsequenz. Thomas integriert auf MIDI-File festgehaltene Arrangements in sein Live-Spiel, das er meist gemeinsam mit einer Sängerin darbietet. Er benutzt kommerzielle Files als Grundlage, arbeitet diese jedoch seinen Ansprüchen gemäß um:

Ich bearbeite meine MIDI-Files alle am Computer, denn ich habe eine genaue Vorstellung. Die Programmierer, die so eine MIDI-File programmieren, die werden dafür bezahlt. Aber: Je mehr MIDI-Files sie programmieren, desto mehr Geld kriegen sie. So sehe ich die Sache. Und deshalb ist das nicht so hundertprozentig. Wenn ich so eine MIDI-File kriege, dann sage ich: Oh Gott, wie kann man nur so eine MIDI-File produzieren und verkaufen?

Perfektion gilt auch hier als Maßstab. Dabei erweist sich der Computer als wesentlich leistungsfähiger als Sequenzer, wie sie z. B. in Keyboards integriert sind:

Wenn man ohne Computer Musik macht, [...] ist es sehr schwierig, weil man da diese Möglichkeiten nicht hat. Wenn man sich einmal verspielt hat ...Es gibt ja Keyboards, wo man dann schrittweise zurückgehen und das verbessern kann. [...] Aber mit dem Computer geht das viel einfacher. Ich bin in Sekundenschnelle da, wo ich will und kann das sofort ändern. Und deshalb ist der Computer für mich sehr wichtig. Ich könnte [...] das gleiche Stück, was ich mit dem Computer mache, auch mit dem Keyboard machen. Aber der Unterschied wäre dann schon wirklich riesig. [Zum Beispiel] in der Lautstärke, in der Abstimmung der einzelnen Instrumente zueinander. Damit das Stück dann insgesamt richtig passt – vom Volumen her, von der Akustik. Das ist [zwar mit dem] Keyboard allein machbar, aber nicht hundertprozentig. Ich kann nicht sagen, der Bass soll für mich die 101 in der Lautstärke kriegen, das geht nicht. Ich kann den Bass einspielen, der hat manchmal die 127, das ist die höchste, und dann hat er auch manchmal die 68. Das sehe ich natürlich im Keyboard nicht, aber wenn ich den Bass im Computer einspielen würde, dann kann ich mir die Noten anzeigen lassen, die Länge der Note – einmal ist die Note zu lang oder einmal halte ich eine Taste zu lang und drücke schon die nächste Taste, dann überlagert sich schon wieder die Note - also, wenn ich es jetzt mit dem Keyboard machen würde. Und im Computer gleiche ich das wieder aus. Da sage ich, die Note soll die und die Länge haben und diese Lautstärke. Hundertprozentig.

An eine Rückkehr zum Musikmachen ohne PC ist demnach nicht mehr zu denken:

Ich würde mich wirklich zehn Jahre zurückversetzt fühlen, wenn ich keinen Computer hätte. Dann müsste ich wieder so Musik machen wie früher und das ist, wie gesagt, nicht so perfekt. Das kann man heute gar nicht bringen.

Diskussion

Laut Knolle (1993, 400) liegt der »Sog« zur perfekten Ausarbeitung musikalischer Darbietung (bzw. deren digitaler Aufzeichnung) dem Medium Computer inne. Der Perfektionsanspruch ergibt sich aus der Vielfalt der Eingabe- und nachträglichen Bearbeitungsoptionen:


Erste Seite (i) Vorherige Seite (105)Nächste Seite (107) Letzte Seite (204)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 
- 106 -Menzel, Karl H.: PC-Musiker