Dadurch, daß [...] ein Fehler nach dem anderen verschwindet und kein neuer
Fehler hinzukommt, ist es mit Hilfe des Computers möglich, am Ende eine
tatsächlich fehlerfreie Version zu erarbeiten. (ebd.)
Das Anfertigen einer perfekten Version wird zum Standard,
weil Perfektion, insofern als auch alle anderen auf der Basis von Fleiß
und käuflicher Technik über sie verfügen, als minimale Bedingung für den
angestrebten Erfolg zur Selbstverständlichkeit geworden ist (ebd.).
Knolles Fazit: »Perfektion ist machbar, also muß sie auch gemacht werden«
(ebd.).
Im Rahmen der für die vorliegende Studie herangezogenen Interviews bleibt
die Vehemenz, mit der das Thema ›Perfektion‹ als bedeutsames Motiv der
PC-Nutzung immer wieder artikuliert wird, auf den Fall Thomas Q. beschränkt. Zwar
zeigt sich auch bei anderen Musikern gelegentlich der Anspruch, Perfektion zu
erlangen. Auch der Wunsch, »professionellere« Ergebnisse erzielen zu können,
kann als Schritt in diese Richtung gedeutet werden. Perfektion wird jedoch
allgemein nicht explizit zum obersten Ziel erklärt, sondern erscheint eher als
beiläufige Selbstverständlichkeit. Durchaus kann aber im Laufe der Arbeit mit
dem PC eine Entwicklung in Richtung eines erhöhten Perfektionsanspruchs
einsetzen:
Früher, in der Anfangszeit, da war das eher mehr ein Experimentieren. Heute
ist das eigentlich fast ein Hang zum Perfektionismus, weil die Möglichkeiten
einfach da sind (Tobias B.).
Bei Thomas Q. hingegen zeigt sich die Nutzung von Computertechnologie als logische
Konsequenz eines schon vorab vorhandenen Perfektionsanspruchs. Der Rechner
ermöglicht es ihm, diesen konsequent umzusetzen und potenzielle Fehlerquellen
auszuschließen, seien diese auf ihn selbst oder auf etwaige Mitspieler zurückzuführen.
7.1.8. Der PC als Übepartner
Als verbreitet, gerade bei Bandmusikern, zeigt sich die Nutzung des PCs als Hilfsmittel
beim Üben:
Ich will neue Skalen probieren, wo kriege ich jetzt eine Band her? Und es kurz
einspielen ist lästig. Und mit Band-in-a-Box kann ich sehr schnell Harmonien
eingeben [...] und dann läuft es durch und ich kann drüber spielen. Und der
macht nicht schlapp, der Junge (Susanne M.).
Da kann man mal ein Schlagzeug, einfach irgendwelche Rhythmuspatterns
programmieren und eingeben. Und auch mit der Gitarre dazu spielen
(Ralf N.).
Für David O. ist der Computer zeitweilig eine erweiterte Alternative zu den
Play-Along-Aufnahmen von Jamie Aebersold:
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