- 108 -Menzel, Karl H.: PC-Musiker 
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Ich gebe dann auch Standards ein und mache dann quasi nur diese Begleitband dazu [...]. Es ging für mich mehr darum, erst mal [etwas] zum Üben [...] zu haben, ’ne Bass-Spur oder auch so ein bisschen Drums oder ein paar [andere] Instrumente. Und dann zu improvisieren, dann mal so im Circle laufen zu lassen [...]. So eine sehr effektive Möglichkeit zu haben, einmal verschiedene Tempi zu spielen und dann locker zu transponieren. Das lässt Aebersold auch nicht zu [...], das geht ja nur mit MIDI.

Weitere Varianten liegen in der Klärung musikalischer Sachverhalte, dem Überprüfen der eigenen Spieltechnik oder dem Heraushören von neuem Material:

Und dann habe ich auch mal ein Jazzstück nach Noten eingetippt. Also, weil ich gerade im Moment ein Problem mit dem Dreivierteltakt habe, da feelingsmäßig überhaupt reinzukommen. Das war ein Stück im Dreivierteltakt, ein Jazzstück. Da habe ich die Noten halt einfach eingegeben und mir da so einen Synthesizersound eingestellt, den ich ganz nett fand, um halt auch die Vorstellung zu kriegen vom Dreivierteltakt (Tibor P.).

Ich nutze den Computer eben manchmal auch zum Üben, d. h. ich spiele was ein und kann mich dann gut kontrollieren, weil ich dann sehe, wenn ich zwei Minuten was gespielt habe, was ich ganz klasse fand und höre es mir an, dass das dann total schlampig und unsauber gespielt ist, ich im Timing schwanke und die Intonation dann doch nicht so klasse ist, beim Saitenziehen und so, da hilft mir das auch. Oder auch zum Sachen raushören, dass ich mir ein Solo raushöre und genau diese Schleife bauen kann, wo immer nur dieses Solo ist, und kann es auch mal ein bisschen langsamer hören. Das wären Möglichkeiten, die ich ohne PC nicht hätte (Bastian L.).

Diskussion

Bezeichnend für alle diese Beispiele ist, dass nicht spezielle Lernsoftware genutzt wird. Vielmehr werden für den Bereich der Aneignung von Popmusikstrukturen traditionelle, aus der autodidaktischen Praxis herausgehende Übevarianten, wie das Improvisieren zu Schallplatten oder das Heraushören einzelner Parts aufgegriffen und variiert, mitunter durch die neue Technologie auch perfektioniert. Hören kann dabei sinnvoll durch Visuelles unterstützt werden, sei es durch den Rückgriff auf MIDI-Daten, die herkömmliche Notation wiedergeben, oder durch Zuhilfenahme von exakten Tonhöhendarstellungen im Audio-Fenster, die z. B. bei der Überprüfung des Saitenziehens hilfreich sind. Lernprogramme hingegen scheinen dem Lernbedürfnis dieser Musiker nicht entgegenzukommen. Björn W., der als Einziger zeitweilig per Computer Gehörbildung trainierte, tat dies vor seiner eigentlichen Recording-Praxis.

7.2.  Resümee

Die hier beschriebenen Motive zeigen Funktionszuweisungen an die Arbeit mit dem Computer in musikalischen Zusammenhängen, die sich in den Äußerungen der interviewten Musiker zu erkennen gaben. Naturgemäß sind es Extrakte, die selten in


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