- 109 -Menzel, Karl H.: PC-Musiker 
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Reinform zu finden sind, die sich im Alltag überschneiden und in individuell ausgeprägten Verkettungen mit unterschiedlich gewichteten Bedeutungszumessungen zu finden sind. Die hier vorgenommene Separierung einzelner Motivstränge bricht diese Zusammenhänge vorerst auf, macht es aber möglich, über den Einzelfall hinausgehende Beweggründe zu erschließen.

Im Hinblick auf die seinem Gebrauch zugrunde liegenden Motive zeigt sich der zum multiplen Musikmedium gewandelte PC vielfach als Sukzessor des analogen Homerecording-Equipments. Gemeinsamkeiten sind offenkundig: Nahezu ausschließlich nutzen Amateure analoge wie digitale Aufnahmesysteme in Spielarten populärer Musik. Hier wie dort steht das Schaffen eigener Stücke im Vordergrund. Wie schon bei analogen Vierspur-Geräten, ist auch mit dem Erwerb der jeweils neuen Erscheinungsformen digitaler Technik immer wieder die Erwartung einer über das bisher Mögliche hinaus gehenden Annäherung an professionelle Standards verbunden. Dieser Wunsch nach ›professionellerem‹ Arbeiten artikuliert sich einerseits in der angestrebten klanglichen Optimierung der in Eigenregie gefertigten Aufnahmen. Andererseits versprechen sich Musikamateure vom Tonstudio im PC mit all seinen Bearbeitungsraffinessen und virtuellen Instrumenten eine Erweiterung ihres Handlungsspektrums, wobei ein deutliches Interesse insbesondere an der Adaption professioneller Formen des Komponierens und Arrangierens festzustellen ist. Der PC soll zum Kompositionswerkzeug werden.

Gemäß ihrer Definition als Amateure stellt die Verbindung von musikalischer Praxis und Computertechnologie für alle der hier befragten PC-Musiker naturgemäß ein Hobby dar. Dementsprechend verschieden sind auch die Erwartungen an diese Aktivitäten und die Ansprüche an die mit dem PC gefertigte Musik. Die beiden folgenden Statements zeigen die Pole dieser Erwartungshaltungen:

Das ist hauptsächlich für mich, ich mache es nicht für jemand anderes, mache auch kein Geld damit. [...] Das ist halt wie eine Art Selbstverwirklichung. [...] Mir macht es halt Spaß, ich experimentiere einfach und mir gefällt das dann (Johannes C.).

Es soll professionell gemachte Musik sein. Zwar nicht in dem Sinne, dass wir in die Charts wollen. [...] Mein Anspruch ist, dass Leute, die sich in dieser Stilrichtung bewegen, meine Musik auch zu würdigen wissen. Auch jemand, der sich nicht mit unserer [Art von] Musik beschäftigt, der muss gleich merken, dass sich da jemand Gedanken gemacht hat. [Und] eine gewisse Vermarktung, wenn auch im Underground-Bereich, soll mit unserer Musik schon möglich sein (Pablo T.).

PC-gestützte Musiktechnologie gibt, so legen die in diesem Kapitel herausgearbeiteten Motive nahe, Antworten auf unterschiedlich gelagerte Bedürfnisse, die sich im Rahmen des Musikmachens in populärmusikalischen Zusammenhängen ergeben:

  • Sie stellt niedrigschwellige Einstiegsmöglichkeiten bereit, indem verhältnismäßig gut klingende Ergebnisse schon mit vergleichsweise geringem spielerischen Einsatz erzielt werden können. Auch muss nicht erst ein teures Studio eingerichtet werden: Es genügen mitunter geringfügige Modifikationen am eigenen PC.

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