Ein weiterer Schwachpunkt gerade bei der Aufnahme größerer Audiomengen ist der
Mix. Zwar ist es über die Software möglich, auf alle relevanten Klang- und
Effektparameter zurückzugreifen. Zumindest bei anspruchsvolleren Programmen steht
ein virtueller Mixer zur Verfügung, welcher den Funktionen eines realen Mischpults
in nichts nachsteht. De facto wird dieser aber über Maussteuerung geregelt,
was heißt, dass immer nur ein Parameter pro Arbeitsschritt verändert werden
kann. Der gleichzeitige Zugriff auf mehrere Regler ist nicht möglich, auch wenn
dieses Manko durch die Automatisierung von Abmischvorgängen zumindest
teilweise gemindert werden kann. Professionelle Studios verwenden deshalb
aufwändige, mit der Software gekoppelte externe Mischsysteme, die dem virtuellen
Softwaremixer ein hardwarebasiertes Gegenstück hinzufügen. Andererseits ist
das Abmischen nicht nur ein Software/Hardwareproblem, sondern hängt auch
von entsprechenden Kenntnissen der Mixer ab. Zwar kam es im Beispiel der
Amateurband erst gar nicht zu einem Endmix, da die Aufnahmen dieses Stadium nicht
erreichten. Deutliche Schwierigkeiten bereitete jedoch schon die Fertigung eines
brauchbaren Schlagzeugsounds. Anders als z. B. bei der Abnahme eines Drumsets zur
Übertragung über eine PA-Anlage erfordern Mikrophonierung und Abmischen zu
Aufnahmezwecken genaueres Eingehen auf die Charakteristika der einzelnen
Schallquellen. Von Bedeutung ist hierbei insbesondere deren akustische Trennung
durch entsprechende Equalizer und Hochpass/Tiefpassfilter, die Beseitigung von
Resonanzfrequenzen sowie der Einsatz von Kompressoren und Noise-Gates zur
Klangformung.
Dem immer wieder angeführten Argument vom Einzug professioneller
Aufnahmetechnologie in den Konsumentenbereich zum Trotz ist das Tonstudio, soll die
Bezeichnung denn auch die hier angeführten Aufgabenstellungen umfassen, keineswegs
zum allseits verfügbaren Produkt geworden. Zumindest wenn die Verarbeitung größerer
Mengen an Audiodaten beabsichtigt ist, gerät auch aufwändiges Amateur-Equipment
leicht an seine Grenzen. Auch sind weitergehende Kenntnisse im Bereich der
Soundgestaltung erforderlich.
Nicht notwendigerweise muss dies aber heißen, dass Projekte wie das hier
beschriebene mit einem vergleichbaren Equipment nicht möglich sind. Hier jedoch war
die Band deutlich überfordert. Man war, wie sich ein Bandmitglied äußerte,
»davon ausgegangen, dass das, was mit der Software möglich ist, auch umgesetzt
werden kann.« Prinzipiell lassen sich brauchbare Demo-Aufnahmen durchaus
mit dem hier zum Einsatz gekommenen Equipment tätigen. Die erfolgreiche
Durchführung eines solchen Vorhabens ist jedoch von der genaueren Kenntnis der
Aufnahmespezifika und einem durchdachteren Herangehen und entsprechender
Vorbereitung abhängig.
8.3.2. Audiopiraten und Klängesammler
Im Vergleich zur Aufnahme einer kompletten Band kommen die im Folgenden
aufgezeigten künstlerischen/technischen Praktiken mit weitaus geringeren Mengen an
Audiodaten aus. Auch ist die Bedeutung des aufgenommenen Materials und der Umgang
hiermit ein anderer. Die aufgezeichneten Segmente zeigen nicht den Endpunkt eines
musikalischen Prozesses, der durch die Aufnahme dokumentiert und nur noch
geringfügig verändert wird. Vielmehr sind diese Samples bloßes Rohmaterial, aus
welchem erst im weiteren Vorgehen und unter Verwendung der PC-spezifischen
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