conception [. . . ], moving away from the notion that the recorded object need
bear any one-to-one relationship to the act of musical performance« (Waksman
1999, 58). Pauls »virtuelle Gitarrenorchester« (Wilson 1999, 92) suggerieren ein
musikalisches Geschehen, das in dieser Form nie stattgefunden hat, aufgrund der
technischen Herkunft einzelner Parts in der Realität auch nie stattfinden könnte.
Mit der Fragmentierung des musikalischen Materials und der nachgerückten
Zusammensetzung im Aufnahmeprozess nahm Paul schon in den 40er Jahren
Entwicklungen voraus, die später für die Aufnahmetechnik grundlegend sein
würden.
Trotz des von Paul mit Lover und nachfolgenden Aufnahmen belegten Potenzials der
Overdubtechnik verlief deren Adaption nach wie vor schleppend. Bei der überwiegenden
Anzahl der Aufnahmesessions galt es weiterhin, »die auf der Bühne gespielte Musik ohne
großen Aufwand auf eine Platte zu bringen« (Spieß 2000, 162). Der Technikeinsatz
blieb im Hintergrund; hieran hatte sich seit den 30er Jahren wenig geändert:
»[E]ngineering was pretty much microphone placement and selection of the
best take« (Gracyk 1996, 51). Experimente mit Overdub-Verfahren und ersten
Mehrspurgeräten fanden zwar statt, blieben aber die Ausnahme. Um 1960 wurden in
größerem Umfang serienmäßig hergestellte Dreispurgeräte eingesetzt, die über
drei parallele Schreib/Wiedergabeköpfe in einem Gerät verfügten. Die dritte
Spur wurde zur zusätzlichen Aufnahme von Gesang, Soloinstrumenten oder
besonderen Effekten genutzt und dem Rest später hinzugemischt. Ab Mitte der 60er
Jahre existierten funktionsfähige Vierspurmaschinen. Durch Platten wie den
Beatles-Alben Revolver (1966) und Sergeant Pepper’s Lonely Hearts Club Band
(1967) wurden die technischen und vor allem künstlerischen Möglichkeiten dieser
Geräte demonstriert (Lewisohn 21989). Ab dann ging die Weiterentwicklung
der Aufnahmetechnik rapide voran. Ende 1967 wurden die ersten über acht
Spuren verfügenden Bandmaschinen serienmäßig produziert. Im Laufe der 70er
Jahre entwickelte sich der Studiostandard zu sechzehn bzw. vierundzwanzig
Spuren, deren Anzahl sich durch Kopplung mehrerer Geräte noch erweitern
ließ.
1.1.2. »Band spielen«
Grundlegend für die Mehrspurtechnik ist die Aufsplittung des klanglichen Materials in
unabhängig zu bearbeitende Einheiten schon bei der Aufnahme. Diese einzelnen Takes
gleichen einer Art ›Rohmaterial‹, aus dem die letztendlich zu hörende Klanggestalt
zusammengefügt wird. So wird das Abmischen der aufgenommenen Spuren, wie das
Rock-Lexikon schreibt, zum »eigentliche[n] Produktionsvorgang«. Ziel ist es, »aus der
Vielzahl der Möglichkeiten, die [. . . ] das Mehrspurmaterial bietet, den [. . . ] geeigneten
Weg zu finden, ein Stück Musik [. . . ] zu machen« (Graves et. al. 1998, 1067). Hierzu
Glyn Jones, der als Toningenieur und Produzent u. a. mit Steve Miller und den Rolling
Stones arbeitete:
When everybody‘s gone home you can then take what you recorded and
completely change it. [...] You can change the sound of each instrument.
You can change the perspective of each instrument by adding echo to it.
[...] [Y]ou have the choice of leaving things off. For example, if there’s a
guitar phrase or a piano or whatever it is that doesn’t work, or you think
you might improve it if it wasn’t there, you can always take it off. So you
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