- 142 -Menzel, Karl H.: PC-Musiker 
  Erste Seite (i) Vorherige Seite (141)Nächste Seite (143) Letzte Seite (204)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 

und Effekten in der Manier eines PC-Spielers beschränken – und die bei darüber hinaus gehenden Aufgabenstellungen das Interesse verlieren –, wäre zu kurz gegriffen. So verfügen die oben zitierten Johannes C., Alexander F. und Stephan H. über eine mehrjährige Instrumentalausbildung. Das Stehenbleiben auf der Ebene des ›Bastelns‹ lässt sich also nicht von vornherein auf musikalische Defizite zurück führen. Auch ist das Phänomen des Verharrens im Experimentierstadium nicht allein auf Musiker beschränkt, deren Zielsetzung über den Privatrahmen nicht hinaus geht. Denn auch diejenigen, die zweifelsfrei bewiesen haben, dass sie sowohl daran interessiert als auch dazu in der Lage sind, öffentlichkeitstaugliche Aufnahmen zu erstellen, produzieren einen signifikant höheren Teil an »Dateileichen« als an fertigen Stücken. Allerdings steigt erwartungsgemäß die Anzahl der tatsächlich fertig gestellten Aufnahmen, wenn Musiker in Bands oder andere Projekte eingebunden sind oder an vergleichbaren Zielsetzungen festhalten. Dass es aber auch hier durchaus zu einem Verhältnis von 1:10 zwischen fertigen und abgelegten Songideen kommt, lässt sich auch darauf zurückführen, dass der Rechner oftmals als eine Art elektronisches Notizbuch genutzt wird. Jede Idee wird erst einmal festgehalten. Über ihr Potenzial zur weiteren Ausarbeitung wird erst später entschieden:

Jede Idee hat einen eigenen Ordner. [...] Ich höre die dann immer wieder durch und entweder mir fällt dann noch was dazu ein oder die bleiben halt wie sie sind (Björn J.).

Man konzentriert sich auf einige wenige Stücke, deren Fertigstellung meist einen längeren Zeitraum, mitunter mehrere Monate in Anspruch nimmt:

Es gibt einige richtig fertige Stücke [...]. Mit denen bin ich eigentlich ganz zufrieden. Ist ja auch klar: In den drei Stücken steckt eine Menge Arbeit und dadurch werden sie erst so gut (Björn J.).

Diskussion

Anders als das (im Idealfall) kontinuierlich betriebene Üben eines Musikinstruments wird das Arbeiten mit dem Computer meist nur unregelmäßig angegangen. Die Spanne reicht vom zeitweiligen Durcharbeiten ganzer Nächte bis hin zum wochenlangen Untätigsein. Aus dieser Tatsache allein lässt sich allerdings noch kaum auf die Ernsthaftigkeit schließen, mit der das Musikmachen am PC betrieben wird. Einerseits kann das Fertigen von Musik am PC eine zeit- und konzentrationsaufwändige Angelegenheit sein, die es nicht sinnvoll erscheinen lässt, sich nur für eine kurze Zeit an den Rechner zu setzen. Andererseits erfordert es musikalische Ideen, die naturgemäß nicht jederzeit abrufbar sind.

Ein gespaltenes Bild liefern die Aussagen bezüglich des kreativen Outputs. Ein Teil der PC-Musiker neigt offensichtlich dazu, sich im Herumbasteln mit Sounds und Grooves zu verlieren. Über die mit vielen Programmen verhältnismäßig leicht zu erzielenden, erquicklichen Anfangsergebnisse geht ihr häufig im Experimentierstadium stehen bleibendes Schaffen nicht hinaus (es stellt eben kein Problem dar, einen brauchbaren Groove zu programmieren und mit einigen dazu passenden Sounds zu kombinieren). Zum Ausarbeiten weitergehender Song- und Arrangementstrukturen mangelt es an Ideen und an Ausdauer. Man »hat einen schönen


Erste Seite (i) Vorherige Seite (141)Nächste Seite (143) Letzte Seite (204)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 
- 142 -Menzel, Karl H.: PC-Musiker