Diskussion
Die drei Hörbeispiele zeigen, in welchem Stil- und Qualitätsspektrum die
Recordingfunktionen des PCs von Amateurmusikern eingesetzt werden.
- Musikbeispiel 1 ist der elektronischen Unterhaltungsmusik zuzuordnen.
Auch wenn hier nur vergleichsweise einfaches Aufnahme-Equipment
eingesetzt wird, darunter ein eher zur Kategorie der Klangbaukästen
gehörender Loop-Editor, zeugt die Aufnahme doch von einer differenzierten
Auseinandersetzung mit den zum Genre gehörenden Kompositions- und
Aufnahmeprinzipien. Die Originalität des Stücks zeigt sich auch im
abwechslungsreichen Einsatz von Soundeffekten sowie in der Integration von
eigens gefertigten Schlagzeug-Samples.
- Musikbeispiel 2 erinnert eher an ein unverbindliches ›Basteln‹ denn an
ernsthaftes Musizieren. Die Aufnahme wirkt unfertig und wenig durchdacht.
Musikalische Unzulänglichkeiten treten deutlich zum Vorschein. Prinzipiell
könnte diese Aufnahme auch mit analogem Equipment und einfachen
Keyboardsounds gefertigt sein, zumal auf die durch den PC möglichen
Optionen zur Quantisierung und Fehlerkorrektur offenbar verzichtet wurde.
- Musikbeispiel 3 gleicht einer klassischen Rock/Pop-Produktion. Es ist als
Demo für eine spätere Umsetzung durch eine Band gedacht. Björn J.’s
Vorgehen schließt dabei an Songwriting-Praktiken an, wie sie von Musikern
wie Pete Townshend schon lange vor der digitalen Ära angewendet wurden
(vgl. Kap 1.2.1). Vorab ausgearbeitete Ideen werden mittels Mehrspurtechnik
aufgenommen, mitunter werden Songstrukturen oder einzelne Parts aber auch
erst in Reaktion auf bereits Aufgenommenes entwickelt. Im Mittelpunkt steht
aber immer die Arbeit am Instrument.
Allen drei Aufnahmen ist anzumerken, dass sie nicht professionell erstellt worden sind.
Die Songbeispiele 1 und 3 zeigen jedoch ein differenziertes Herangehen mit dem Ziel der
Annäherung an professionelle Kompositionsstandards. Dagegen ist im zweiten Beispiel
weder Interesse noch Fähigkeit zu erkennen sind, die Aufnahmen auf ein höheres Level
zu bringen.
Beispiel 1 zeigt eine Umgehensweise mit Recording-Technik, die in dieser Form nur
mit dem PC zu realisieren ist. Bis auf die Bassläufe wurden keine Stimmen direkt
eingespielt. Das gesamte restliche Soundmaterial wurde auf der Basis vorab gefertigter
Klang-Samples oder mittels Matrix-Editor programmierter MIDI-Events in Szene
gesetzt. Beispiel 3 hingegen zeigt eine Aufnahmepraxis, die unmittelbar an analoge
Produktionstechniken anknüpft, die sich zwar die Bearbeitungsoptionen des PCs
zunutze macht, die aber ohne allzu große Abstiche auch mit herkömmlichen
Homerecording-Equipment umgesetzt werden könnte.
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