- 148 -Menzel, Karl H.: PC-Musiker 
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Diskussion

Die drei Hörbeispiele zeigen, in welchem Stil- und Qualitätsspektrum die Recordingfunktionen des PCs von Amateurmusikern eingesetzt werden.

  • Musikbeispiel 1 ist der elektronischen Unterhaltungsmusik zuzuordnen. Auch wenn hier nur vergleichsweise einfaches Aufnahme-Equipment eingesetzt wird, darunter ein eher zur Kategorie der Klangbaukästen gehörender Loop-Editor, zeugt die Aufnahme doch von einer differenzierten Auseinandersetzung mit den zum Genre gehörenden Kompositions- und Aufnahmeprinzipien. Die Originalität des Stücks zeigt sich auch im abwechslungsreichen Einsatz von Soundeffekten sowie in der Integration von eigens gefertigten Schlagzeug-Samples.
  • Musikbeispiel 2 erinnert eher an ein unverbindliches ›Basteln‹ denn an ernsthaftes Musizieren. Die Aufnahme wirkt unfertig und wenig durchdacht. Musikalische Unzulänglichkeiten treten deutlich zum Vorschein. Prinzipiell könnte diese Aufnahme auch mit analogem Equipment und einfachen Keyboardsounds gefertigt sein, zumal auf die durch den PC möglichen Optionen zur Quantisierung und Fehlerkorrektur offenbar verzichtet wurde.
  • Musikbeispiel 3 gleicht einer klassischen Rock/Pop-Produktion. Es ist als Demo für eine spätere Umsetzung durch eine Band gedacht. Björn J.’s Vorgehen schließt dabei an Songwriting-Praktiken an, wie sie von Musikern wie Pete Townshend schon lange vor der digitalen Ära angewendet wurden (vgl. Kap 1.2.1). Vorab ausgearbeitete Ideen werden mittels Mehrspurtechnik aufgenommen, mitunter werden Songstrukturen oder einzelne Parts aber auch erst in Reaktion auf bereits Aufgenommenes entwickelt. Im Mittelpunkt steht aber immer die Arbeit am Instrument.

Allen drei Aufnahmen ist anzumerken, dass sie nicht professionell erstellt worden sind. Die Songbeispiele 1 und 3 zeigen jedoch ein differenziertes Herangehen mit dem Ziel der Annäherung an professionelle Kompositionsstandards. Dagegen ist im zweiten Beispiel weder Interesse noch Fähigkeit zu erkennen sind, die Aufnahmen auf ein höheres Level zu bringen.

Beispiel 1 zeigt eine Umgehensweise mit Recording-Technik, die in dieser Form nur mit dem PC zu realisieren ist. Bis auf die Bassläufe wurden keine Stimmen direkt eingespielt. Das gesamte restliche Soundmaterial wurde auf der Basis vorab gefertigter Klang-Samples oder mittels Matrix-Editor programmierter MIDI-Events in Szene gesetzt. Beispiel 3 hingegen zeigt eine Aufnahmepraxis, die unmittelbar an analoge Produktionstechniken anknüpft, die sich zwar die Bearbeitungsoptionen des PCs zunutze macht, die aber ohne allzu große Abstiche auch mit herkömmlichen Homerecording-Equipment umgesetzt werden könnte.


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