- 154 -Menzel, Karl H.: PC-Musiker 
  Erste Seite (i) Vorherige Seite (153)Nächste Seite (155) Letzte Seite (204)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 

es Frühling wird und die Sonne scheint«) zur Gitarre zu greifen. Tobias B. meint, er würde ohne den PC wohl eher Sport als Musik machen:

Ich weiß jetzt, dass es diese Möglichkeiten gibt. Wenn ich nur mit dem Klavier oder mit der Band spielen müsste, weiß ich nicht, ob mich das befriedigen würde (Tobias B.).

Kennzeichnend ist, dass die Arbeit mit dem Rechner als deutlicher Mehrwert erlebt wird, der auch über einen längeren Zeitrum von Bedeutung bleibt. Der PC macht etwas möglich, was vorher nicht möglich war. Dieser Mehrwert wird meist als »Quantensprung« erlebt und wirkt sich als motivationsfördernder Faktor aus. Er kann auf technische Verbesserungen zurückzuführen sein, aber auch darauf, dass neue künstlerische oder organisatorische Rahmenbedingungen erschlossen werden:

Ich habe da jetzt Studiotechnik zur Verfügung. Das hat dazu geführt, dass ich gesehen habe: Aha, ich kann manche Sachen noch mal aufgreifen, Ideen die ich früher einmal hatte, umsetzen. Das hat mich dazu gebracht, mich wieder ein bisschen mehr mit Musik zu beschäftigen. [...] Dadurch, dass ich gesehen habe, es gibt Möglichkeiten, allein kreativ zu sein, Sachen, Ideen zu verwirklichen, habe ich mich wieder mehr damit beschäftigt (Andreas A.).

Zum Komponieren bin ich eigentlich richtig erst über den Computer gekommen. [...] Ich weiß nicht, ob ich auf dem Klavier meine Stücke schreiben würde (Johannes C.).

Ich würde bestimmt viel weniger Stücke machen, weil ich das einfach nicht gut kann ohne den Computer. [...] Ich möchte kaum noch anders Musik machen, also Stücke schreiben zumindest (Bastian L.).

Früher hab ich am Samstag Musik gemacht und dann war die ganze Woche nichts. Oder man hat mal geprobt mit der Band und das war es auch schon. Heute bin ich engagierter als früher. Allein schon durch den Computer (Thomas Q.).

Häufig sind es auch unmittelbar mit der Arbeit am Computer in Verbindung gebrachte Lernprozesse, die als bedeutsam erlebt werden:

[Songs schreiben] konnte ich halt vorher nicht besonders gut und mit dem Computer geht es. Ich glaube nicht dass ich das gelernt hätte, wenn ich den Computer nicht gehabt hätte [...]. Ich glaube eher im Gegenteil, dass ich mir durch den Computer diese Fähigkeiten angeeignet habe (Bastian L.).

Da habe ich erst gemerkt, wie begrenzt meine Kompositionsarbeit auf der Gitarre war. Dass man bestimmte Sachen ja gar nicht anders denken konnte oder machen konnte, weil man ja gar nicht die Möglichkeit hatte. Und jetzt [...] ist das vollkommen anders, man hat alles direkt vor sich und das hat mein Denken über Melodien ziemlich verändert (Markus U.).

In dieser Gruppe überwiegt erwartungsgemäß eine positive Einschätzung des Mediums Computer, der als fester Bestandteil zukünftiger musikalischer Entwicklungen angesehen wird. Oder anders ausgedrückt: »Ohne Computer wird in Zukunft nichts mehr gehen« (Tobias B.). Oft klingt auch die Vermutung eines emanzipatorischen Charakters der digitalen Medien durch, der darin gesehen wird,


Erste Seite (i) Vorherige Seite (153)Nächste Seite (155) Letzte Seite (204)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 
- 154 -Menzel, Karl H.: PC-Musiker