- 155 -Menzel, Karl H.: PC-Musiker 
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dass Leute, die als Amateure arbeiten, nun auch professionelle Klangqualität zur Verfügung haben. Das ist alles ja wesentlich erschwinglicher geworden. [...] Es wird immer einfacher werden, chartorientierte Musik zu machen. (Pablo T.).

Es gibt ja diesen schönen Begriff »Demokratisierung der Musik.« [...] Es wird mehr Vielfalt geben, einfach weil mehr Leute die Möglichkeit haben, professionell zu produzieren. Der Abstand wird wesentlich kleiner zwischen dem, was ich machen kann und dem, was ein Michael Jackson machen kann oder ein Produzent in einem Studio, das drei Millionen gekostet hat, wo der Studiotag 2500 Euro kostet (Bastian L.).

Zentraler Faktor für die kontinuierliche Einbindung von Recording-Systemen in die musikalische Praxis ist jedoch, dass eine Identifikation mit dem selbst geschaffenen Material stattfindet. Die mit dem PC erstellte Musik ist »Selbst-Ausdruck« (vgl. Grimmer 1991, 129f). Sie wird immer wieder auch selbst gehört – »Manche Sachen höre ich mir sogar richtig gern an« (Christian G.) – oder im Freundeskreis vorgestellt. Im Rahmen der Mehrzahl der Interviews wurden Songbeispiele präsentiert und erläutert. Bei den zu dieser Gruppe gehörenden Musikern geschah dies im Allgemeinen mit Begeisterung, oft auch mit deutlich erkennbarem Stolz. Ein nicht unbeträchtlicher Teil von ihnen präsentiert seine (direkt oder indirekt) mit dem PC geschaffene Musik regelmäßig in der Öffentlichkeit: im Konzert, in einer Diskothek, über einen freien Radiosender oder bei einem Wettbewerb. Dass jedoch nicht notwendigerweise das Erreichen hochgesteckter Qualitätsmaßstäbe und öffentlichkeitstauglicher Standards ausschlaggebend für eine positive Einstellung zur selbst aufgenommenen Musik sein müssen, zeigt das Beispiel des Bastlers Andreas A. Trotz offenkundiger Fehler und Unfertigkeiten in seinen Aufnahmen identifiziert er sich mit seiner Musik, an deren Qualität er eigene Kriterien anlegt. Der folgende Dialog bezieht sich auf ein von ihm eingespieltes Stück:

(Das hast Du alles direkt eingespielt?) Ja, das hört man auch, weil es mal hängt [...] Das was improvisiert ist, ist eben manchmal etwas daneben, so in den Übergängen. Mir gefällt aber, wie die Melodie so richtig in Wellen daher geht. (Dass es manchmal etwas neben dem Takt ist, stört dich nicht?) Überhaupt nicht. Ich finde, das macht es etwas lebendiger als wenn es immer nur Computerbeat ist. (Andreas A.)

Als nicht notwendigerweise mit dem Grad der Integration des PC-Recordings in das musikalische Schaffen verknüpft erweist sich hingegen der Leistungsumfang der technischen Ausstattung. Mit anderen Worten: Es ist kein Zusammenhang erkennbar zwischen dem betriebenen technischen und finanziellen Aufwand und dem Stellenwert, den das Musikmachen mit dem PC erlangt. Abhängig von der jeweiligen Zielsetzung kann sowohl ein nahezu professionellen Ansprüchen genügendes Equipment wie auch eine einfache Recordingsoftware für um die 50 Euro als angemessen bewertet werden. Die praktische Handhabbarkeit der eingesetzten Software steht vor technischen Finessen. Allerdings ist bei vielen der zu dieser Gruppe gehörenden Musiker die Bereitschaft ausgeprägt, sich mit technischen Details zu beschäftigen und auftauchende Schwierigkeiten zu beheben.


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