- 156 -Menzel, Karl H.: PC-Musiker 
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Dass die Arbeit mit dem PC fest in der künstlerischen Praxis dieser Musiker verankert ist und oft auch in deren Mittelpunkt steht, heißt nicht, dass das Spiel konventioneller Musikinstrumente notwendigerweise an Bedeutung verliert. Zwar gibt es Musiker, die allein durch den Rechner dazu in der Lage sind, Musik zu machen (und die auch gar kein Interesse am Erlernen eines Instruments zeigen). In den meisten Fällen wird das Instrumentenspiel aber auch weiterhin betrieben, sei es als »Ausgleich« (Pablo T.) zur Arbeit mit dem Computer, als Bestandteil der Recording-Praxis oder bei der Umsetzung der am PC entwickelten Songideen im Bandzusammenhang. Dass die Arbeit mit dem PC Rückwirkungen auf das Komponieren am Instrument haben kann, zeigt sich bei Stephan H. Schon früh begann er im Klavierunterricht eigene Stücke zu erfinden. Er beschreibt diese Musik als »so barmusikmäßig«. In dieser Zeit fand er es »supertoll, so hin und her zu flitzten, desto schneller, desto besser«. Hierfür erntet er auch Kritik: »Da hieß es dann: ›Okay, du bist talentiert, kein Ding. Nur dein Problem ist, dass du ein bisschen viel rumdudelst, so mit der rechten Hand.‹« Die Arbeit mit dem PC bringt dann einen veränderten Zugang zum Komponieren: »In gewisser Weise ist das Stückeschreiben mit dem Computer komplexer.« Es ist geprägt davon, »erst einmal eine Basis zu schaffen, eine Struktur in das Stück reinzubringen [. . . ] und es nicht nur einfach so runterzuspielen.« Stephan beschreibt, wie sich dies dann auf das Stückeschreiben am Instrument ausgewirkt hat:

Als ich mich dann wieder ans Klavier gesetzt habe, habe ich auch ein ganz anderes Empfinden gehabt, was zu spielen. Ich hab’ dann auch mehr, viel mehr auf die Melodie geachtet. [...] Ich hab’ dann, sehr, sehr minimalistisch von der rechten Hand, von der Melodie her gespielt. Und hab’ dann versucht, dem Stück mehr Ausdruck durch die einzelnen Töne zu verleihen, und nicht dadurch, wie viel das jetzt ist, wie toll die Technik ist (Stephan H.).

9.2.  Die Arbeit mit dem PC als untergeordneter Faktor

Zwar arbeiten auch diese Musiker dauerhaft mit dem PC. Diese Betätigung bleibt jedoch Randerscheinung. So nutzt David O. den Rechner für gelegentliche Notenausdrucke mit Band-Arrangements. Das ursprüngliche Ziel, auf MIDI-Ebene Alternativen zu Aebersold-Play-Alongs zu schaffen, wird nur selten angegangen. Die Arbeit mit Cubase erscheint trotz ›Downgradings‹ zu einer einfacheren als der ursprünglich gekauften Version als zu kompliziert. Auch Susanne M. hat Probleme mit ihrem Programm. Sie bewertet Cubase als »zu sperrig«:

Ich kenne auch nur die Oberfläche, damit es gerade so geht. Das Programm bietet ja unglaubliche Möglichkeiten, da ist mir schnell die Kondition ausgegangen.

Als Alternative kauft sie schließlich eine analoge Mehrspurmaschine . . .

und bis heute war das für mich der absolute Durchbruch an Kreativität. Das ist halt eine sehr einfache Art, deine vier Spuren hintereinander aufzunehmen und was draus zu machen. Aber das ist sehr reizvoll.


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