schreiben
und aufzunehmen dient häufig auch der Bewältigung persönlicher Probleme. Hierbei
entsteht »[m]usic that was never intended to be heard by a wide audience« (ebd.).
Anders als Paul, der immer an der Optimierung der klanglichen und musikalischen
Ergebnisse interessiert war, erlebt Townshend Homerecording mitunter als wohltuenden
Kontrast zur professionellen Studioarbeit: »Away from sophisticated studio techniques
and repeated soul destroying takes the real joy I get from playing and writing comes
through« (ebd.).
1.2.2. Weitere Motive und Anwendungszusammenhänge für Homerecording
Weiteren Aufschluss darüber, warum und vor allem auch in welchen Zusammenhängen
Musiker mit Homerecording arbeiten, geben die Interviews, die Lutz Wernicke (1989)
mit vorwiegend im semi-professionellen Sektor aktiven Musikern geführt hat.
Homerecording wird genutzt (ebd., Kap. II B):
- zum Anfertigen eigener Stücke, mitunter auch als Spielvorlagen für Bands
etc.
- zu Übungszwecken (Es wird z. B. zu Backgroundtracks improvisiert und die
Solostimme auf eine freie Spur aufgenommen und zur Kontrolle abgehört.)
- zur Vorab-Kontrolle auf schriftlicher Basis entstandener Kompositionen und
Arrangements (»Nun brauche ich nicht auf den Moment der Orchesterprobe
zu warten, um meine Kompositionen im Zusammenhang hören zu können,
da die Mehrkanal-Aufnahmen für mich eine vorherige Kontrollmöglichkeit
bedeuten. Ich kann hören, ob ,die Noten sich mögen.«)
- zur Fertigung von Background-Aufnahmen für Live-Auftritte
- zur Schaffung von »Soundlandschaften« und »Klangatmosphären« für Filme,
Austellungshintergründe und Performances
- zur Fertigung von Demo-Tapes
Alle der von Wernicke befragten Musiker sehen ihre Arbeit »als neue Form, sich
musikalisch kreativ zu betätigen« (ebd.). Dabei findet Wernicke unterschiedliche
Arbeitsweisen zwischen Musikern mit und ohne instrumentaler Ausbildung (»Notisten«
und »Autodidakten«) fest. Die Notisten verfügen meist zu Beginn der Aufnahme schon
über eine mehr oder weniger genaue Vorstellung des Stücks, die dann ohne grundlegende
Veränderungen realisiert wird. Im Vordergrund stehen musikalische Strukturen. Effekte
und Sound spielen eine nebengeordnete Rolle. Die Autodidakten hingegen tendieren eher
dahin, »Homerecording als Kompositionswerkzeug einzusetzen und das Studio als
weiteres Musikinstrument zu verwenden« (ebd.). Als Ausgangsbasis dienen Melodien
oder Melodiefragmente, Instumentalriffs, Rhythmen oder Rhythmus-Patterns, Bassläufe,
Harmoniefolgen und Sounds, die in »Rohform« aufgenommen werden. Diesem
Vorgehen »liegt lediglich eine bestimmte verspürte Grundatmosphäre zugrunde oder
eine abstrakte Ahnung, worauf
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