- 27 -Menzel, Karl H.: PC-Musiker 
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schreiben und aufzunehmen dient häufig auch der Bewältigung persönlicher Probleme. Hierbei entsteht »[m]usic that was never intended to be heard by a wide audience« (ebd.). Anders als Paul, der immer an der Optimierung der klanglichen und musikalischen Ergebnisse interessiert war, erlebt Townshend Homerecording mitunter als wohltuenden Kontrast zur professionellen Studioarbeit: »Away from sophisticated studio techniques and repeated soul destroying takes the real joy I get from playing and writing comes through« (ebd.).

1.2.2.  Weitere Motive und Anwendungszusammenhänge für Homerecording

Weiteren Aufschluss darüber, warum und vor allem auch in welchen Zusammenhängen Musiker mit Homerecording arbeiten, geben die Interviews, die Lutz Wernicke (1989) mit vorwiegend im semi-professionellen Sektor aktiven Musikern geführt hat. Homerecording wird genutzt (ebd., Kap. II B):

  • zum Anfertigen eigener Stücke, mitunter auch als Spielvorlagen für Bands etc.
  • zu Übungszwecken (Es wird z. B. zu Backgroundtracks improvisiert und die Solostimme auf eine freie Spur aufgenommen und zur Kontrolle abgehört.)
  • zur Vorab-Kontrolle auf schriftlicher Basis entstandener Kompositionen und Arrangements (»Nun brauche ich nicht auf den Moment der Orchesterprobe zu warten, um meine Kompositionen im Zusammenhang hören zu können, da die Mehrkanal-Aufnahmen für mich eine vorherige Kontrollmöglichkeit bedeuten. Ich kann hören, ob ,die Noten sich mögen.«)
  • zur Fertigung von Background-Aufnahmen für Live-Auftritte
  • zur Schaffung von »Soundlandschaften« und »Klangatmosphären« für Filme, Austellungshintergründe und Performances
  • zur Fertigung von Demo-Tapes

Alle der von Wernicke befragten Musiker sehen ihre Arbeit »als neue Form, sich musikalisch kreativ zu betätigen« (ebd.). Dabei findet Wernicke unterschiedliche Arbeitsweisen zwischen Musikern mit und ohne instrumentaler Ausbildung (»Notisten« und »Autodidakten«) fest. Die Notisten verfügen meist zu Beginn der Aufnahme schon über eine mehr oder weniger genaue Vorstellung des Stücks, die dann ohne grundlegende Veränderungen realisiert wird. Im Vordergrund stehen musikalische Strukturen. Effekte und Sound spielen eine nebengeordnete Rolle. Die Autodidakten hingegen tendieren eher dahin, »Homerecording als Kompositionswerkzeug einzusetzen und das Studio als weiteres Musikinstrument zu verwenden« (ebd.). Als Ausgangsbasis dienen Melodien oder Melodiefragmente, Instumentalriffs, Rhythmen oder Rhythmus-Patterns, Bassläufe, Harmoniefolgen und Sounds, die in »Rohform« aufgenommen werden. Diesem Vorgehen »liegt lediglich eine bestimmte verspürte Grundatmosphäre zugrunde oder eine abstrakte Ahnung, worauf


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