- 34 -Menzel, Karl H.: PC-Musiker 
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2.1.2.  Kritikpunkte am MIDI-Standard

MIDI war von Beginn an ein Kompromiss. Anders als es bei einem zukunftsorientierten High-Tech-Produkt zu erwarten gewesen wäre, wurde nicht das technisch Mögliche, sondern in vielfacher Hinsicht das am preisgünstigsten Machbare realisiert. Vorgabe war, dass die Schnittstelle ein Instrument nicht wesentlich verteuerte. So wurde der Standard schon bei seiner Einführung wegen technischer Unzulänglichkeiten kritisiert. Einige Kritikpunkte im Einzelnen (vgl. Noll 1994, 140ff):

Veraltete oder ungebräuchliche Technologien ›Veraltete‹ Technologie zeigt sich schon im Bereich der Kabelverbindung. Die genutzten DIN-Stecker waren vor der Einführung des Standards wegen ihrer Störungsanfälligkeit in der professionellen Bühnen- und Studiotechnik verpönt und führten wegen mangelnder Arretierbarkeit auch beim MIDI-Einsatz häufig zu Problemen. Auch war die nahe liegende Verbindung von MIDI-Instrumenten und Computern nur mittels eines zusätzlichen Adapters möglich. (Dieses Defizit wurde von den Herstellern der Atari-Computer durch den serienmäßigen Einbau einer MIDI-Schnittstelle umgangen, was diesen Rechnertyp lange Zeit zum führenden Werkzeug von MIDI-Anwendern machte.) Veraltet erschien auch die Konzeption von MIDI als serieller Schnittstelle, da im Computerbereich schon zu Beginn der 1980er Jahre vielfach parallele Schnittstellen Standard waren. Zumindest bei der Vernetzung einer größeren Anzahl von Geräten und dem Anfallen größerer Datenmengen kann die sukzessive Übertragung von Steuerbefehlen auch zu hörbaren Ansprechverzögerungen führen. Vielfach für Unverständnis sorgte auch die Wahl der im Computerbereich völlig unüblichen Übertragungsrate von 31,259 Kbit/sek.

Das Keyboard-Paradigma Aufgrund der Marktdominanz von Keyboard-Synthesizern wurde MIDI vorwiegend auf die Bedürfnisse von Tasteninstrumenten hin konzipiert. Dies führt jedoch zu Komplikationen, wenn andere Controller eingesetzt werden sollen. Der Trennung von Spielbewegungen zur Tonhöheneingabe durch das Betätigen einer Taste und zur Klangformung z. B. durch Modulationsräder oder Joysticks, wie sie bei gängigen Keyboards gang und gäbe sind, steht bei anderen Controllern eine ganzheitliche Spielgestik gegenüber. So lassen sich z. B. die Anblasgeräusche von Breath- oder Windcontrollern nur schwer in MIDI-Signalen erfassen. Gleiches gilt für während des Spielens getätigte Klangmodulationen. Problematisch ist auch die Begrenzung des Tonvorrats auf 128 chromatische Töne. Zwar wird annähernd der gesamte musikalisch nutzbare Bereich abgedeckt; Zwischenstufen sind jedoch nicht vorgesehen. Kontinuierliche Tonhöhenveränderungen oder Vibratotechniken, für viele Saiten- oder Blasinstrumente oder beim Gesang gängiges Ausdrucksmittel, lassen sich nur ungenügend mit Pitch-Bend-Effekt wiedergeben. Intonationen jenseits der temperierten Stimmung werden von den meisten MIDI-Konvertern in den temperierten Bereich gerückt (Wilkinson 2001; 1997, 77ff). (Um die durch den MIDI-Standard bedingten Einschränkungen zu umgehen, wird z. B. der Breath-Controller Akai EWI 3020 mit speziellen, nicht auf MIDI basierenden Soundmodulen ausgeliefert, was dann jedoch den universellen Einsatz als Controller einschränkt.)


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