- 40 -Menzel, Karl H.: PC-Musiker 
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Da alle der hier zugrunde liegenden Komponenten, also Mundstück/Oszillator, Rohr und Schalltrichter allein auf digitaler Ebene existieren, ist es möglich, deren ›Beschaffenheit‹ und Funktionsweise jederzeit zu verändern oder auch einzelne ›Bauteile‹ hinzuzufügen bzw. zu entfernen. Auch können Instrumente konstruiert werden, die allein auf virtueller Ebene realisierbar sind. Ruschkowski vergleicht PM-Software mit »einer universellen Werkbank, auf der man sich Instrumente nach seinen Wünschen ›zusammenbauen‹ kann.« Hierbei können »[b]eliebige Materialien [. . . ] im Computer zusammengefügt, angeschlagen, angerissen, gezupft oder gestrichen werden, um Schwingungen dieser virtuellen Körper und damit Schallschwingungen zu erzeugen« (ebd., 334). Eine Stärke des Physical Modelling ist, dass auch die gegenseitigen Beeinflussungen (Interferenzen) der einzelnen Komponenten berücksichtigt werden können.

Modelling ist mittlerweile nicht nur bei der reinen Klangsynthese von Interesse, sondern wird zunehmend auch bei der Simulation von Verstärkern und Effekten eingesetzt. Aufnahmetools wie der von Line6 entwickelte Pod oder der Vamp (= Virtual Amp) von Behringer simulieren das Klangverhalten einer Vielzahl unterschiedlicher Verstärker- und Lautsprechertypen oder Effektgeräte auf der Basis vorprogrammierter Algorithmen. Bei der Aufnahme werden diese Geräte via USB-Schnittstelle direkt mit dem PC verbunden. Umständliches Mikrophonieren entfällt.

Bezeichnend für die aktuelle Marktsituation im Bereich digitaler Klangsynthese ist die Etablierung firmenspezifischer Syntheseformen, hinter denen sich allerdings oftmals abgewandelte ›traditionelle‹ Verfahren verbergen. Deren Namensgebung bringt häufig Assoziationen an ein »Technobabel« (Wilkinson 1997) mit sich: So entwickelte Roland ein VariPhrase-Elastic-Audio-Processing, Novation tritt mit Analogue Sound Modelling (AMS) und Casio gar mit Zygotech Polynominal Interpolation (ZPI) in Erscheinung. Die Aufzählung könnte problemlos fortgesetzt werden. Es bleibt offen, wie sich gerade Amateure in diesem Dschungel immer neuer Fachbegriffe und Bedienungsvarianten zurechtfinden.

2.3.2.  Sampling

Ähnlich anderen Formen digitaler Aufnahmetechnik ist das in Musikinstrumenten genutzte Sampling eine Form der Klangspeicherung. Beim Bedienen eines Spielmechanismus oder durch einen Computerbefehl werden vorab gespeicherte Klänge aufgerufen und hörbar gemacht. Hierin gleichen Sampler ihren mechanischen Vorgängern wie Mellotron oder Novatron, die auf Tastenabruf bespielte Tonbänder abspielen lassen (Vail 1993). Der Transfer auf die digitale Ebene hilft, die durch die komplizierte Mechanik dieser Instrumente oftmals auftretenden Probleme zu überwinden. Sampler sind stimmstabil und leiden nicht unter den bei Tonbandtechnik vorkommenden Verschleißerscheinungen. Darüber hinaus ermöglicht die digitale Technologie authentischere Hüllkurvenverläufe und dynamisch-klangliche Abstufungen des Instrumententons, z. B. durch zeitversetztes Ineinanderfließen unterschiedlicher Klangschattierungen (Crossfading).

Lange Zeit war die Qualität vieler Sampler durch den immensen Speicherbedarf eingeschränkt. Dieser erfordert Kompromisse. So wurden für bestimmte Tonumfänge


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