- 41 -Menzel, Karl H.: PC-Musiker 
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Mittelwerte genommen, die dann für die in diesem Bereich liegenden Einzeltöne entsprechend ihrer Tonhöhe umgerechnet werden (Multisamples). Hier liegt jedoch das Problem: So ist z. B. das Klavier, eines der am häufigsten gesampleten Instrumente, ursprünglich in vier verschiedene Register unterteilt, die sich durch die Belegung mit einer, zwei oder drei Saiten pro Ton und das Weglassen der Dämpfer im Diskantbereich ergeben. Bei der Einrichtung von Multisamples liegt die Zahl der Abschnitte durchschnittlich bei zehn bis zwölf, was dann einen Anstieg der Übergänge auf bis zu elf mit sich bringt (Epstein 1997, 14ff). Auch hat »jeder Ton auf jedem Flügel [. . . ] bestimmte Eigenschaften, die auch bei zwei nebeneinander liegenden Tönen merklich verschieden sein können« (ebd., 15). Bei der Erstellung von Multisamples geht diese Einzigartigkeit mehr oder weniger stark verloren. Da darüber hinaus auch Anschlagsgeräusche, Formanten, Raumakustik etc. mittransponiert werden, entspricht der gesamplete Ton zwar in seiner Tonhöhe und seiner Obertonstruktur und Hüllkurve weitgehend dem Original, enthält gleichzeitig aber noch verfälschende Klanganteile. Die mittlerweile erreichte Leistungsfähigkeit von Prozessoren und Speichern wirkt sich aber auch auf die Qualität von Samplern deutlich aus, die auf vielen Aufnahmen nur noch schwer von ihren akustischen Gegenstücken zu unterscheiden sind.

Das Prinzip der Aufteilung in transponierbare Multisamples zeigt nur einen Aspekt der Künstlichkeit des gesampleten Instrumentenklangs. Auch wenn die Imitation realer Instrumente das Ziel ist: Sampling ist eine Form der Klangsynthese. In der Praxis sind gesamplete Sounds meist vielfach nachbearbeitete (›editierte‹) Klangkonstrukte. Die vom akustischen Instrument übernommenen Klangmuster dienen dabei nur als Ausgangsmaterial, das dann in einem aufwändigen Re-Synthese-Verfahren überarbeitet wird (Ruschkowski 1998, 319ff). Wie ein rein synthetisch erzeugter Sound kann auch ein gesampleter Instrumentenklang hinsichtlich seiner Teiltonzusammensetzung und seines zeitlich-dynamischen Verlaufs, also seiner Hüllkurve, gestaltet werden. Auch ist es möglich, Klangverläufe aus Samples unterschiedlicher Herkunft zusammenzusetzen.

2.3.3.  Soundvielfalt in der Praxis

Durch die Verbindung von Instrumentenkonstruktion und Computertechnologie steht eine Anzahl musikalisch nutzbarer Klänge zur Verfügung, die alles bisher Mögliche weit überschreitet. Umso mehr mag die Standardisierung der Soundprogramme gängiger Synthesizer verwundern. Anders als in der experimentellen elektronischen Musik, wo Klangsynthese dazu dient, bisher nicht gehörte Klänge zu realisieren, sind Amateur-Popmusiker vielfach vor allem an der Imitation traditioneller Instrumente interessiert. Dave Smith, Mitbegründer von Sequential Circuits und später Mitarbeiter von Korg erläutert das Käuferverhalten:

We’ve determined that what people have allways wanted in a synthesizer is an emaluative sound capability. They want to be able to play standard instruments – pianos, drums, brass instruments – from a keyboard. The ability to come up with new sounds is not all that important to the average player. So if we came out with a new sound, we’d be limited to 20.000 people


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