- 42 -Menzel, Karl H.: PC-Musiker 
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in the world who would want to buy that as opposed to the 200.000 people who would buy a familiar sound (in: Chadabe 1997, 258).

In einem Markt, der darauf ausgerichtet ist, immer neue Instrumente zu produzieren, ist es also nicht das Ziel, hierbei auch neue Klänge zu finden, sondern etablierte Sounds immer weiter zu perfektionieren. So schreibt Bruhns (2000, 122) in einer Rezension des Roland Virtual-Arranger-Keyboards VA-7:

Die neuen VA–7-Tones sind, gemessen an den Klängen der Vorgänger, keine wiedergekäuten Imitationen des ewig Selben, sondern frische Varianten mit abermals unterschiedlichen Charakteristiken. Die neuen Natursounds klingen sehr teuer [...].

Die Beschaffenheit dieser frischen Varianten der sehr teuer klingenden Natursounds gibt Aufschluss über aktuelle Qualitätskriterien:

Preisverdächtig sind der in Stereo gesamplete Flügelklang und ein volles, glockiges Dyno-Rhodes. Außerdem werden Akustik- und Flamenco-Gitarren zu Gehör gebracht, die ihresgleichen suchen: Die authentischen Basis-Samples werden per Velocity noch um Saitenzieh-Varianten bereichert, und gepaart mit einem zusätzlich einsetzbaren Flamenco-Roll-Sample lässt sich eine verblüffend realistische Spielweise erzielen. Auf gleiche Weise beeindruckt ein als 4facher Velocity-Layer organisierter Jazz-Scat-Klang, der [...] ›doo‹-, ›dat‹-, ›bat‹- und ›daw‹-Gesangsphrasierungen ermöglicht. Bei den Bläsern fällt mir das Prädikat ›satt‹ ein [...]. Trompeten mit verschiedenen Anblasgeräuschen, Lippentrillern und viel Blech, eine Posaune mit ›Luft im Ton‹ oder auch ein fülliges Tenorsax klingen sehr authentisch. Besonders viel Mühe haben sich die Sounddesigner mit den Schlagzeugsamples gegeben. So wurde teilweise mit Live-Mikrofonierung gesamplet, die das Mitschwingen anderer Schlaginstrumente berücksichtigt – spielt man die Toms an, schwingt der Snare-Teppich leicht mit. Auch unter den Drums gibt es Multisamples von mit verschiedenen Anschlagsstärken gespielten Klängen, ferner Spieltechniken wie Flams, Ghost-Notes und Rolls (ebd.).

Die Bevorzugung von Klangimitaten lässt sich auch in den in Fachzeitschriften angebotenen Programmier-Workshops erkennen, so z. B. in einer im Jahr 1986 im Fachblatt Musik Magazin erschienenen Reihe zur Programmierung des DX7. Gezeigt wird vorrangig die Imitation von Piano- und Schlagzeugklängen. Niederschlag findet diese Tendenz auch in der General-MIDI-Norm, die als Kompatibilitätsstandard MIDI-basierter Instrumente entwickelt wurde. Mit 104 Imitaten im Vergleich zu originären 24 Synthesizersounds (von denen 16 bloße Geräusche sind) wird die Priorität traditioneller Klänge zementiert. Auch die meisten Digitalkeyboards unterteilen ihre Register nach den Gruppen traditioneller Instrumente. Halten reine Synthesizerklänge dennoch Einzug in das populäre Soundrepertoire, sind sie zumeist durch ihre Verwendung in populären Aufnahmen schon einer breiteren Masse bekannt geworden.3

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Keineswegs ist diese Tendenz zur Imitation jedoch ein auf die digitale Technik beschränktes Phänomen Die Nutzung elektronischer Technik zur Nachahmung von Instrumentenklängen war schon bei analogen Synthesizern gang und gäbe (Ruschkowski 1998, 134). Auch die Soundmöglichkeiten des MiniMoogs, einer komprimierten Variante des Moog Modular Systems, wurden anfangs äußerst zurückhaltend aufgenommen. Der Durchbruch im Verkaufsergebnis gelang erst, als »eine ganze Reihe fähiger Musiker – wie etwa Keith Emerson, Chick Corea, Jan Hammer, George Duke, Roger Powell, Rick Wakeman etc. – [. . . ] das Gerät gekonnt einsetzten und damit zu seiner Popularisierung beitrugen« (Becker 1990, 19).


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