- 43 -Menzel, Karl H.: PC-Musiker 
  Erste Seite (i) Vorherige Seite (42)Nächste Seite (44) Letzte Seite (204)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 

2.4.  Resümee

In einem Beitrag über »Digitale Medien und Musik« wirft Helmut Rösing (1997b) die Frage auf, ob die zunehmende Digitalisierung musikrelevanter Bereiche einen dem Übergang von der Mündlichkeit zur Schriftlichkeit oder der Elektrifizierung der Musikproduktion vergleichbaren, revolutionären Einschnitt darstellt. Doch allenfalls in einer (zukünftig) möglichen Schaffung virtueller Situationen und musikalischer Interaktionen mithilfe künstlicher Intelligenz erkennt Rösing »das wirklich umwälzend Neue der digitalen Medien« und den potenziellen »Nucleus für eine dritte Revolution mit noch nicht absehbaren Folgen« (ebd., 116). In der Digitalisierung musikrelevanter Bereiche sieht er hingegen die Weiterentwicklung schon bestehender Technologien:

Was heutzutage so gerne als ›digitale Revolution‹ bezeichnet wird, dürfte – im historischen Kontext betrachtet – wohl eher eine neue und technologisch wichtige Entwicklung im Rahmen der durch Elektroakustik und Elektronik ausgelösten zweiten Revolution im Musikbereich darstellen als eine dritte Revolution (ebd., 108).

So lassen sich auch die in diesem Kapitel vorgestellten digitalen Verfahren zur Klangsteuerung, Klangaufzeichnung und Klangsynthese als Fortführung schon bestehender Entwicklungen begreifen. Ihr Entstehen aus analogen Technologien heraus wurde beschrieben. Dennoch zeigt sich, dass der Übergang von analog zu digital zumindest im Kleinen durchaus ›Revolutionäres‹ nach sich zieht:

  • Die MIDI-Technologie bringt den Einstieg in die unbegrenzte Editierbarkeit des musikalischen Materials. Melodische, rhythmische und klangliche Details können auf verschiedenem Wege programmiert und in Echtzeit überprüft werden. Übersetzungsverluste, wie sie bei der traditionellen Notation von Musik und deren anschließender interpretatorischer Umsetzung auftreten, werden ausgeschaltet. Der Stellenwert spielerischen Könnens wird relativiert zugunsten der Geschicklichkeit im Umgang mit den Eingabe- und Bearbeitungsfunktionen von Synthesizern, Samplern und Sequenzern. Interpreten im herkömmlichen Sinn werden vielfach überflüssig – zu sehen am Beispiel der seit den 1980er Jahren bei vielen Rock/Pop-Produktionen durch Drumcomputer ersetzten Schlagzeuger.
  • Mit der Umwandlung von Schall in digitalen Code wird die Editierbarkeit des musikalischen Materials auch auf der klanglichen Ebene perfektioniert. Nicht Steuerbefehle wie bei der MIDI-Technologie, sondern die digital aufgezeichneten Audiosignale werden manipuliert. Zeichnete sich schon die Nutzung analoger Mehrspurverfahren durch eine Abkehr vom Prinzip der Dokumentation ›realer‹ Klangereignisse zugunsten des Schaffens ›virtueller‹, nur

Erste Seite (i) Vorherige Seite (42)Nächste Seite (44) Letzte Seite (204)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 
- 43 -Menzel, Karl H.: PC-Musiker