- 61 -Menzel, Karl H.: PC-Musiker 
  Erste Seite (i) Vorherige Seite (60)Nächste Seite (62) Letzte Seite (204)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 

Aufgabe nicht gerecht werden, da sich hiermit, wenn überhaupt, nur begrenzt Neues und Einzigartiges ermitteln lässt. Auch eine experimentelle Versuchsanordnung, z. B. mit einer kompositorischen Aufgabenstellung, scheidet aus, da individuelle Entwicklungen sowie Alltagsfragen und -probleme hierbei weitgehend ausgeklammert bleiben.

Für die vorliegende Arbeit wurde auf Verfahren zurückgegriffen, die in der qualitativen Sozialforschung entwickelt wurden (Mayring 31996; Flick 21996). Qualitative Methoden haben sich zuvor schon bei der Untersuchung explorativer, handlungsbezogener Fragestellungen im musikwissenschaftlichen Bereich bewährt (z. B. Grimmer 1988, 1991; Schäffer 1996; Kunz 1998; Witzel 2000; Schlicht 2000; Hemming 2002). Zentrales Moment qualitativer Forschung ist die Bezogenheit auf den (handelnden) Menschen als Ausgangspunkt der Untersuchungen, auf die Ergründung seiner Erfahrungen und Sichtweisen (Mayring 31996, 9ff). Dabei gilt es, zu untersuchende Phänomene nicht isoliert, sondern in Zusammenhängen zu betrachten. Es geht, wie Flick (21996, 57) formuliert, eben »nicht um die Reduktion von Komplexität durch Zerlegung in Variablen, sondern um die Verdichtung von Komplexität durch die Einbeziehung von Kontext.« Zwar bleibt auch eine Betrachtung von Einzelaspekten legitim. Ihre Bewertung muss jedoch immer im Rückbezug auf den Gesamtzusammenhang geschehen. Verzerrungen und Unschärfen, die durch isolierte Fragestellungen entstehen, können durch diese Kontextbezogenheit zumindest verringert werden (Mayring 31996, 12).

Bezeichnend für das Gros der qualitativen Methoden ist ihre Abkehr vom Prinzip der hypothesegeleiteten Forschung. Theorie steht nicht am Anfang des Forschungsprozesses, um dann in dessen Verlauf bestätigt oder falsifiziert zu werden, sondern wird induktiv erst im Laufe der Datenauswertung formuliert. »Aus einzelnen Beobachtungen setzen sich die ersten Zusammenhangsvermutungen zusammen, die dann durch systematische weitere Beobachtungen zu erhärten versucht werden« (Mayring 31996, 24). Erhebung und Auswertung von Daten sind hierbei also nicht unabhängige, aufeinander folgende Schritte, sondern können zeitlich ineinander verzahnt sein und sich gegenseitig beeinflussen. Dies schließt die Aufnahme neu auftauchender Sub-Fragestellungen und die schrittweise Strukturierung der Stichprobe (Theoretical Sampling) mit ein. Beides wurde auch in der vorliegenden Studie praktiziert.

4.2.2.  Materialgewinnung und Auswertung

Der größte Teil des dieser Arbeit zugrunde liegenden empirischen Materials wurde mittels problemzentrierter Interviews (Mayring 31996, 50ff) mit 22 PC-Musikern und einer PC-Musikerin – allesamt Amateure – aus dem Raum Kassel gewonnen. Um zusätzliche Perspektiven zu bekommen, wurden zwei teilnehmende Beobachtungen (ebd., 61ff) von Aufnahmesessions durchgeführt, eine mit einem zur Stichprobe gehörenden Musiker, eine mit einer Band beim Versuch, eine Demo-CD aufzunehmen.1

1
Die für die vorliegende Arbeit gewählte Definition des Amateurstatus ergibt sich daraus, dass das Musikmachen in der Freizeit und nicht zum Zwecke des Lebensunterhalts geschieht. Dies schließt jedoch die gelegentliche Einnahme von Gagen oder Honoraren durch die musikalische Tätigkeit nicht notwendigerweise aus. Häufig ist Geldverdienen durch Musik sogar unabdingbar, um die technische Ausrüstung zu finanzieren. Auch sagt der Amateurstatus erst einmal nichts über die Qualität der Musik aus (vgl. Bruhn/Rösing 1993; Pape/Pickert 1999). Als weiteres Auswahlkriterium diente das Selbstverständnis der befragten Musiker/innen: Alle Interviewpartner bezeichneten sich selbst als Amateure.


Erste Seite (i) Vorherige Seite (60)Nächste Seite (62) Letzte Seite (204)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 
- 61 -Menzel, Karl H.: PC-Musiker