Diesen Punkten wird im Folgenden weiter nachgegangen.

6.1.  Die Bedeutung populärer Musik als Sozialisations- und Motivationsfaktor

Bei nahezu allen Interviewpartnern setzt im Alter zwischen 14 und 16 Jahren ein starkes Interesse an verschiedenen Ausdrucksweisen der Rock/Popmusik ein. Bei einigen führt erst diese Begegnung mit Musik zur Aufnahme musikalischer Aktivitäten, die dann jedoch mit verstärktem Engagement angegangen werden:

Als ich angefangen habe [Musik zu machen], da spielten Vorbilder eine Rolle, z. B. Kiss, dass ich auch so was machen wollte (Bastian L.).

Und dann hat mir mein Cousin einmal eine Beatles-Kassette vorgespielt, und dann war ich irgendwie »Was, das gibt’s doch gar nicht!« Da war eben genau das, was ich eben sagte, Intensität und Authentizität, und auch so eine Lebensenergie, und ich dachte: Genau das musst du auch machen! (Markus U.)

(Wie bist du denn dazu gekommen, Gitarre zu spielen?) Durch das Musikhören auf jeden Fall (Ralf N.).

Häufig kommen, wie auch bei Ralf N., noch Begegnungen mit ›leibhaftigen‹ Musikern hinzu:

Mein Cousin, der hat Gitarre gespielt. Das waren zwar nur Powerchords und so, aber der hat damit gespielt über einen verzerrten Amp. Und das hat mir gut gefallen und da habe ich mir auch eine gekauft und gespielt. Und irgendwie hat es geklappt.

Im Fall von Robert D. mussten sogar erhebliche Einwände der Eltern gegen das Musikmachen überwunden werden:

Das war gegen den Widerstand meiner Eltern. Meine Eltern haben selbst keine Musik gemacht und waren bei mir von Anfang an immer dagegen. Mit sechzehn habe ich angefangen. Da habe ich zwei Wochen auf dem Bau gearbeitet und dann aus dem Leihhaus die erste Gitarre gekauft.

Bei den Musikern mit klassischer Instrumentalausbildung lassen sich mit zunehmendem Alter Diskrepanzen zwischen den neu aufkommenden eigenen Präferenzen und der im Unterricht gespielten Musik feststellen. Oftmals führt dies zum Nachlassen der Motivation und zum Abbruch des Unterrichts: