Bei nicht wenigen Interviewpartnern spiegelt sich die persönliche Bedeutung des
Musikmachens auch darin, dass zumindest zeitweilig erwogen wird, eine mit Musik
verbundene Tätigkeit zum Beruf zu machen. Explizit lässt sich dieser Gedanke bei den
jüngeren Gruppenmitgliedern finden. Johannes C., Christian G., Ralf N. und Jan W.
befinden sich im oder kurz nach dem Abitur, ohne sich jedoch auf eine konkrete
Berufsausbildung festgelegt zu haben. Als mögliche Perspektive nennen alle ein
Tontechnik- oder Musikstudium, wobei jedoch Zweifel geäußert werden, ob die bisher
erworbenen Spielfertigkeiten für das Bestehen einer Aufnahmeprüfung ausreichen
und ob ein ›klassisches‹ Studium ihren Interessen entspricht. Für Robert D.
hingegen gab es vor längerer Zeit einmal die Überlegung, professionell Musik zu
machen:
Ich hätte die Chance gehabt, beruflich Musik zu machen. Das waren so wilde Zeiten, in den Siebzigern. Wir hatten auch einen Produzenten, [...] das wäre dann so in Richtung Hitparade gegangen. Das war mit einem zusammen, der hätte auf Schlager gemacht und ich hätte die Lieder geschrieben. Finanzielle Überlegungen und wohl auch ein Unbehagen beim Gedanken an ein Engagement im Schlagergeschäft führten jedoch dazu, dass Robert eine nicht-musikalische Berufslaufbahn einschlug und sich auf das »Sklavenschiff« eines Verwaltungsapparates verkaufte – mit dem Ziel, »dann nebenher von dem Lohn [musikalisch] das machen zu können, was ich wollte.« Da kam dann eben der Punkt, als ich mir sagte: »Jetzt verdienst du halt Geld und verkaufst dich nicht für jemand anderen. Du machst das, was du willst und lässt dir von niemandem reinreden.« Da habe ich dann auch gesagt, ich gehe arbeiten, um mir damit die entsprechenden Instrumente und Geräte leisten zu können. Das ist der Vorteil, wenn man nicht von der Musik leben muss: Dann kann man sich auch schon mal die neueren Sachen kaufen. [...] Ich konnte mir die Geräte leisten, wo andere gesagt haben: Das geht bei mir nicht! Die Realität sah dann jedoch anders aus als angedacht: Die Kehrseite der Medaille, dass ich nicht die Zeit habe, mich intensiv mit Musik zu beschäftigen, um alles zu lernen, was ich möchte. Da habe ich nicht die Möglichkeit, so tief darin einzudringen, um meine Ideen alle umsetzen zu können. Das habe ich dann auch wieder bedauert. Tobias B. spielt immer wieder mit dem Gedanken an einen Einstieg ins Musikgeschäft, wenn beruflicher Druck zu groß wird. Allerdings ist dieser Gedanke wohl eher als Ventilfunktion zu interpretieren: Ich habe aber schon zweimal gesagt: »Jetzt machst du Musik. Was andere können, wenn ich die in den Hitparaden höre, was die können, das kannst du auch.« [...] Insgeheim habe ich gedacht, denke ich eigentlich immer noch, wenn ich jetzt bei meiner Firma rausfliegen würde, oder wenn es mir zu stressig würde, dass ich sage, entweder ich kriege einen Herzinfarkt oder ich höre hier auf, dann würde ich sagen, ich höre hier auf, und bevor ich dann auf der Straße hänge, dann sage ich, jetzt alles dran!
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