- 89 -Menzel, Karl H.: PC-Musiker 
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Auch bei den Musikern mit klassischem Background machte sich das Interesse am Schaffen eigenen Materials oftmals schon frühzeitig bemerkbar, insbesondere dann, wenn es von ihren Lehrern unterstützt wird:

Am Anfang haben wir halt sehr viele Bluesschemen und so was durchgemacht, und dann habe ich auf dieser Basis dann selber Lieder entwickelt und ein bisschen gespielt. [...] [Später habe ich] auch wirklich noch extremer angefangen, auch gerade mit den Septakkorden, im Jazzbereich, wieder Stücke zu komponieren (Stephan H.).

Als ich angefangen habe mit Klavier, da habe ich auch gern und viel kleine Stücke komponiert (Johannes C.).

Doch nicht immer lässt sich der Wunsch, Eigenes zu schaffen, mit dem Unterricht verbinden. Das oftmals an der Reproduktion klassischer Musik ausgerichtete Unterrichtsprogramm wird als uninteressant wahrgenommen, wohingegen der Umgang mit dem PC als Möglichkeit zur Entwicklung des kreativen Potentials genutzt wird – und dies mit deutlich höherem Engagement und Erfolg. Typisch hierfür ist eine Äußerung von Jan W.:

Das andere [also das Klavierspielen] ist zwar auch ganz schön, aber da kommt halt nichts [...]. Da bin ich auch nicht so gut [...]. Das ist dann schon ein bisschen trockener [...]. Wenn ich mir [aber] selbst Sachen ausdenke, kann ich wesentlich besser spielen [...]. Hier die Sachen [also der Computer usw.], da setze ich mich halt dran und da fällt mir immer irgendwas ein, es kommt halt immer eine Inspiration.

Diskussion

Dieses in nahezu allen Interviews anklingende Motiv zeigt das Interesse der PC-Musiker, »sich kreativ auszutoben« (Oliver R.). Kreativität wird hierbei im Schaffen eigenen Materials gesucht, nicht in der Reproduktion vorgegebener Kompositionen. Vorzugsweise spielt sich dies im Bereich populärer Stilrichtungen ab – auch bei Musikern mit klassischer Ausbildung. Im populären Bereich liegende Musikpräferenzen, aber auch die hier zu findenden Vorbilder, wirken sich stimulierend aus. Hinzu kommt der vergleichsweise niedrigschwellig angelegte Zugang zur Komposition von Pop-Stücken und die in populäre Idiome gehenden Vorgaben vieler Programme. Klassische Strukturen und Kompositionsprinzipien werden von der Software hingegen kaum abgedeckt. Allerdings stehen keineswegs allein elektronikspezifische Ausdrucksweisen im Vordergrund. Produziert wird vielmehr die ganze Palette von Rock, Pop und Jazz bis hin zum Techno oder Hip-Hop. Mit dem Computer erzeugte Musik ist also nicht notwendigerweise nur »Computermusik« (vgl. auch Olk 2000, 115f).

Mit dem Trend zum Selbstkomponieren werden Tendenzen fortgeführt, die schon im analogen Homerecording feststellbar waren, welches ja auch vorzugsweise zum Fertigen eigener Stücke zum Einsatz kam (vgl. Wernicke 1989). So verwundert es denn auch kaum, dass es vorwiegend Gitarristen und Keyboarder sind, die den Weg zum PC finden, gelten diese Instrumentalisten doch auch sonst als die häufigsten


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