- 96 -Menzel, Karl H.: PC-Musiker 
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[Mit] der Band...das hatte sich dann irgendwie zerschlagen. Da kam der eine nicht mehr [...] und da war nicht mehr so richtig Gas [drin], wo du die Leute antreiben musstest: »Los Proben!« Ich meine, es war ja jetzt nichts Dolles, aber es hat halt Spaß gemacht. Und da musste ich mich [dann] mit den Leuten rumstreiten. Oder da hatten sich irgendwelche Leute beworben als Bassist, die konnten überhaupt nichts. [...] [Er] hat irgendwas mit dem Bass gespielt – gegen den Rhythmus! Eisenhart! Und dann meinten wir: »Hier, was machst du denn da? Du spielst ja völlig gegen den Rhythmus!« Da meinte er, er hat das nicht gehört. Und er stand vor dem Schlagzeug! Und ich wollte halt selber was machen, und da gibt es ja keine andere Möglichkeit (Alexander F.).

Besonders schwierig ist es, wenn Musiker eigene Stücke oder schwierigere Arrangements umsetzen wollen und somit die Anforderungen an die Mitspieler steigen:

Irgendwann hat es mir dann keinen Spaß mehr gemacht, mit den Leuten zu arbeiten. [Es] waren nicht die richtigen Leute, die meine Lieder richtig interpretiert hätten (Markus U.).

Es war immer schwer, gute Mitspieler zu finden. [...] Das Interesse an dieser Arbeitsweise ist aus dem Frust mit Menschen entstanden. Das muss man einfach so sagen. Es war einfach frustig, mit lauter unzuverlässigen Leuten zu arbeiten. [...] In Ermangelung anderer Musiker habe ich dann programmiert wie ein Wilder. [...] Grundgedanke war es, eigene Ideen auch schnell umsetzen zu können, ohne sie einem anderen vermitteln zu müssen. [...] Für mich war das die Möglichkeit, noch etwas zu machen. Bandarbeit war definitiv nicht mehr möglich (Robert D.).

So war das die Möglichkeit, das noch ein Stück weiter zu machen. [...] Die Technik gibt mir dann schon die Chance etwas analog zum Bandspiel zu machen, und die Mitmusiker sind verfügbar und abrufbereit (Robert D.).

Diskussion

Das Motiv zeigt den Wunsch nach »first person independence« (Godlovitch 1998). Die sich hier artikulierenden PC-Musiker scheinen wenig kompromissbereit, was äußeres Einwirken in Schaffensprozesse und organisatorische Abläufe angeht, oder zeigen sich als ›gebrannte Kinder‹ mit negativen Vorerfahrungen in der Interaktion mit anderen. Die »digitale Lösung« (Robert D.) erscheint ihnen als geeigneter Weg, musikalische Ideen allein den eigenen Vorstellungen gemäß umzusetzten. Hierbei kann Autarkie mitunter schon darin liegen, nicht »warten zu müssen, bis alle zusammen sind und auch der Letzte seinen Part kann« (Robert D.).

Vom Wunsch nach selbstbestimmter musikalischer Aktivität auf eine generelle Abneigung von mit dem PC arbeitenden Musikern gegen das Zusammenspiel mit anderen zu schließen ist jedoch voreilig. Zwar stellen auch Wernicke (1989) und Olk (2000) fest, dass (analoges bzw. PC-gestütztes) Homerecording »tendenziell alleine« (ebd., 105) betrieben wird. Zumindest vordergründig scheint dies das weit verbreitete Bild vom isoliert vor sich hin werkelnden Computerfreak zu bestätigen,


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