- 106 -Müßgens, Bernhard: Musik und Angst 
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... eine Theater-Stadt von komplexer, vielschichtiger Fügung; von hierarchischem Anspruch in seiner Gesamtstruktur; internationalisiert ... mit Stätten für Forschung, Lehre und Anwendung; mit Film-, Fernseh- und elektronischen Studios - das neue Theater wird notwendiger Weise vor allem ein technisches Theater sein: ein Theater, welches nicht schlechter ausgerüstet sein sollte als ein Weltraumschiff, Weltraumschiff des Geistes ...

(B. A. Zimmermann, "Zukunft der Oper" 45)


Kugelförmige Spielflächen umgeben den Zuschauerraum. Publikum und Bühne sind beweglich. Das Heben und Senken des Orchesters unterstützt alle Formen des instrumentalen Theaters und ermöglicht den Wechsel zwischen verschiedenen Kommunikationspartnern: "Zuwendung zu dem einen oder Abwendung von dem anderen Spielgeschehen nach jeweils durch das Stück selbst gegebenen Verfahren ...". Bühne und Film sind austauschbar und durchdringen einander; ebenso Spielgeschehen und Orchester. Der Zuschauer wird "kommunikationsfähig nach allen Richtungen" (B. A. Zimmermann, "Zukunft der Oper" 45).

Zimmermann schwebte die Verwirklichung seiner Pläne im Kölner Raum vor:


... rechtsrheinisch wäre ein Theater als Großraumgefüge in weit ausgreifender Überbauung zu fordern, welche den Rhein als "Cantus firmus" in einem vielschichtigen polyphonen "Stimmengefüge" mit einbezieht: Theater als internationaler Freistaat des Geistes, architektonisch, ästhetisch, landschaftlich moduliert, nach jeweils im umfassendsten Sinne topographischen Bedingungen.

(B. A. Zimmermann, "Zukunft der Oper" 46)



2.3 Musik und Tanz


In seiner "Künstlichkeit" sieht Zimmermann das Ballett als Gegensatz zum Tanz und seiner Tendenz zur "Natürlichkeit". Die elementaren, volkstümlichen Formen des Tanzes betonen die Schwerkraft. Das Ballett rebelliert gegen die Schwerkraft des Körpers. Ballett als autonome Kunst ist für Zimmermann "Zeitkunst". Sie findet ihre Ordnung im Maß der Bewegung. Darin besteht ihre Gemeinsamkeit mit der Musik. In der Ordnung der Zeit treffen sich Ballett und Musik. Die klassische Ballettmusik synchronisiert die Bewegungsabläufe und vermag den Tänzer zu "tragen". Die Ballettmusik der Zukunft soll nach Zimmermann Strukturen entwickeln, die dem Tänzer die Möglichkeit bieten, sie im Tanz zu kontrapunktieren. Der Komponist läßt dem Choreographen Raum für spezifisch tänzerische Strukturen (B. A. Zimmermann, "Über die Zukunft des Balletts" 47-48).


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