Liedgut, wie es sich z. B. in den
verschiedenen Auflagen des Liederbuches des Erzgebirgsvereins e. V. zwischen 1921 und 1994
zeigt.5
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Zahlreiche Veröffentlichungen enthielten ausschließlich erzgebirgische Mundartlieder.6 Blechschmidt 1970; Henschel 1939; Stapff, Helmuth: 1937, 1938.-->
Neben der im Erzgebirge schon seit dem 19. Jahrhundert publizierten Mundartdichtung und dem um 1900 einsetzenden Laientheaterspiel in Mundart gewann das Mundartlied mit der Gründung von instrumental begleiteten Gesangsgruppen seit den 1920er Jahren zunehmend Einfluss in der Öffentlichkeit. Die ersten, durch Lehrer initiierten Gesangsgruppen interpretierten vorwiegend Lieder von Anton Günther (1876–1937). Unter dem Einfluss des Heimatwerkes Sachsen e. V. (1936–1945) boomte das tradierte erzgebirgische Mundartlied, das gerade in seinem Bestreben nach Neuschöpfungen seine Dominanz gegenüber den anderen Bereichen der Mundartpflege ausbaute. Die Förderung der Mundart in der Phase eines staatlich durchorganisierten, gleichgeschalteten »Volkstumsschaffens« innerhalb der NS-Strukturen bildete ein gewisses Fundament für den Fortbestand der Mundartpflege seit 1946 im künstlerischen Volksschaffen der staatlich geführten Kultur der DDR wie auch in der erzgebirgischen Traditionspflege in der BRD. Ähnlich dem 1955 in Göttingen neu und 1991 im sächsischen Erzgebirge wiedergegründeten Erzgebirgsverein e. V. identifizierten sich seit ihrem Bestehen 1954 die Landsmannschaften Sachsen mit dem erzgebirgischen Mundartlied. In der DDR fand es über eine engagierte Kulturpraxis trotz stark eingeschränkter Publikationsmöglichkeiten seit den 1970er Jahren seinen Platz in Rundfunk und Fernsehen. Nach der Wende und dem Wegfall der einst so kostengünstigen Trägerschaften gelang der Mundartpflege ein fast nahtloser Übergang in das öffentliche Kultur- und Vereinsleben bzw. in selbständige Formen. Allein der Erzgebirgsverein e. V. besteht zur Zeit aus 63 Zweigvereinen, davon acht in den alten und 55 in den neuen Bundesländern. Die mediale Präsenz des erzgebirgischen Mundartliedes in Rundfunk und Fernsehen bewirkt einen touristischen Werbeeffekt für das Erzgebirge und erhöht das Selbstwertgefühl seiner Träger. Mittlerweile ermöglicht eine Vielzahl von Tonträgern mit historischen Originalaufnahmen oder aktuellen Neuaufnahmen nicht nur Insidern den Einblick in die tatsächliche Vielfalt der Mundartpflege. Gegenwärtig lassen sich drei unterschiedliche Ebenen der Pflege des erzgebirgischen Mundartliedes durch Solisten, Gesangs- und Instrumentalgruppen unterscheiden:
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