- 207 -Probst-Effah, Gisela (Hrsg.): Musikalische Volkskultur und elektronische Medien 
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1. Es geht alles vorüber

Wie erfinderisch »des Volkes Stimme« zur Nutzung solcher Medienhits für eine offene oder kaum verdeckte Kritik durch Parodien war, möge als erster ein in dieser Intention in der NS-Zeit besonders häufig parodierter, 1942 entstandener, u. a. auch von der Lili Marleen-Interpretin Lale Andersen (alias Elisabeth Carlotta Helene Eulalia Wilke, geb. Bunterberg) gesungener Schlager zeigen. Der Strophen-Text lautete ursprünglich:

Auf Posten in einsamer Nacht, / da steht ein Soldat und hält Wacht.
Träumt von Hanne und dem Glück, / das zu Hause blieb zurück.
Die Wolken am Himmel, sie zieh’n / ja alle zur Heimat dahin,
und sein Herz, das denkt ganz still für sich: / Dahin ziehe auch einmal ich.

Zur Parodie-Vorlage jedoch wurde nur der Refrain:


PIC

Abbildung 0.1: Abb. 1


Es geht alles vorüber, es geht alles vorbei,
auf jeden Dezember folgt wieder ein Mai.
Es geht alles vorüber, es geht alles vorbei.
Doch zwei, die sich lieben, die bleiben sich treu.

Texter der Originalversion war Kurt Feltz, »einer der erfolgreichsten und geschäftstüchtigsten Schlagerautoren«11

Bardong, Matthias / Demmler, Hermann / Pfarr, Christian: Lexikon des deutschen Schlagers. Ludwigsburg: Edition Louis, 1992. S. 144f. – Spitzenverband Deutsche Musik SPIDEM (Hg.): Chronik deutscher Unterhaltungsmusik. Bonn: SPIDEM, 1991. S. 117.-->

11   Bardong, Matthias / Demmler, Hermann / Pfarr, Christian: Lexikon des deutschen Schlagers. Ludwigsburg: Edition Louis, 1992. S. 144f. – Spitzenverband Deutsche Musik SPIDEM (Hg.): Chronik deutscher Unterhaltungsmusik. Bonn: SPIDEM, 1991. S. 117.

jener Epoche, zusammen mit Max Wallner. Vertont wurde der Text 1942 durch den damals ebenfalls sehr bekannten Fred Raymond (mit bürgerlichem Namen Raimund Friedrich Wesely), u. a. Komponist der 1937 entstandenen Operette Maske in Blau.

Durch verschiedene Parodierungen mutierte dieser Schlager-Refrain einerseits zu einer Satire auf den Lebensmittelmangel in der fortschreitenden Kriegszeit. Dies gilt z. B. für die Version:

Es geht alles vorüber, es geht alles vorbei,
am 1. Dezember gibt’s wieder ein Ei.


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