1. Es geht alles vorüber
Wie erfinderisch »des Volkes Stimme« zur Nutzung solcher Medienhits für eine offene
oder kaum verdeckte Kritik durch Parodien war, möge als erster ein in dieser Intention
in der NS-Zeit besonders häufig parodierter, 1942 entstandener, u. a. auch von der Lili
Marleen-Interpretin Lale Andersen (alias Elisabeth Carlotta Helene Eulalia
Wilke, geb. Bunterberg) gesungener Schlager zeigen. Der Strophen-Text lautete
ursprünglich:
Auf Posten in einsamer Nacht, / da steht ein Soldat und hält Wacht.
Träumt von Hanne und dem Glück, / das zu Hause blieb zurück.
Die Wolken am Himmel, sie zieh’n / ja alle zur Heimat dahin,
und sein Herz, das denkt ganz still für sich: / Dahin ziehe auch einmal ich.
Zur Parodie-Vorlage jedoch wurde nur der Refrain:
Es geht alles vorüber, es geht alles vorbei,
auf jeden Dezember folgt wieder ein Mai.
Es geht alles vorüber, es geht alles vorbei.
Doch zwei, die sich lieben, die bleiben sich treu.
Texter der Originalversion war Kurt Feltz, »einer der erfolgreichsten und geschäftstüchtigsten
Schlagerautoren«11
Bardong, Matthias / Demmler, Hermann / Pfarr, Christian: Lexikon des deutschen Schlagers.
Ludwigsburg: Edition Louis, 1992. S. 144f. – Spitzenverband Deutsche Musik SPIDEM (Hg.):
Chronik deutscher Unterhaltungsmusik. Bonn: SPIDEM, 1991. S. 117.-->
jener Epoche, zusammen mit Max Wallner. Vertont wurde der Text 1942 durch den
damals ebenfalls sehr bekannten Fred Raymond (mit bürgerlichem Namen Raimund
Friedrich Wesely), u. a. Komponist der 1937 entstandenen Operette
Maske in
Blau.
Durch verschiedene Parodierungen mutierte dieser Schlager-Refrain einerseits zu einer
Satire auf den Lebensmittelmangel in der fortschreitenden Kriegszeit. Dies gilt z. B. für
die Version:
Es geht alles vorüber, es geht alles vorbei,
am 1. Dezember gibt’s wieder ein Ei.