- 79 -Schläbitz, Norbert: Mit System ins Durcheinander  
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da auch Husserl, Ingarden und in unserem Fall Lissa ganz im Rahmen der unser abendländisches Denken bedingenden aristotelischen Formallogik operieren. Der erste Satz ist bekanntlich der der Identität ›a = a‹, der zweite der der Widerspruchsfreiheit ›a/=b23
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»Das Sicherste unter allen Prinzipien ist dasjenige, bei welchem Täuschung unmöglich ist; [. . . ]. [. . . ]: daß nämlich dasselbe demselben und in derselben Beziehung [. . . ] unmöglich zugleich zukommen und nicht zukommen kann. [. . . ] Es ist [. . . ] unmöglich, daß jemand annehme, dasselbe sei und sei nicht« (Aristoteles, zit. nach Brandt 2001: 30).
und der dritte der vom ausgeschlossen Dritten (Tertium non datur), was meint, dass eine dritte Möglichkeit zu den vorangegangenen Genannten es nicht gibt. Zum Zwecke der Identifizierung wie Ausschließung ist es wesentlich einen Ort zu bestimmen, der als unveränderlich angesehen wird. Das denkende »Ich« ist dazu ungeeignet, denn wo es denkt, schließt es Gedanken an Gedanken, an Gedanken . . . Gedankeninhalte verändern sich so von Augenblick zu Augenblick. Gripp-Hagelstange schließt, »daß das Denken durch Spontaneität, Beweglichkeit, Widersprüchlichkeit charakterisiert ist« (Gripp-Hagelstange 1995: 17). Wer »etwas« denkt, kann dem »Ich« daher wenig trauen. Schon bei Locke ist vom »Ich« als ewig fließendem die Rede. Zumindest eignet es sich nicht als verlässlicher Standort, wo der Untergrund so beweglich ist. »Die Lösung, die das klassische Denken für dieses Phänomen findet, geht in die folgende Richtung: Das ›Etwas‹, also das Sein, wird gleichsam in Kontrast zu der Beweglichkeit des ›ich denke‹ konzipiert – nämlich als ein ewig Beharrendes, unverändert in seiner Identität Ruhendes, kantisch gesprochen: als Ding an sich« (ebd.: 17f.). Innerhalb dieses Kontextes operiert die unser abendländisches Denken bestimmende klassische Logik. Darin gründet die Rede der Substanz eines Aristoteles wie auch die Rede vom absoluten Geist eines Hegel. Das Subjekt – sich selbst als extramundan voraussetzend – kann auf die Welt blicken und umfassend, denn es steht ja außerhalb der beobachteten Welt, »Objekte« erkennen. So sind dann auch wieder Ideale oder
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