- 141 -Schmidt, Patrick L.: Interne Repräsentation musikalischer Strukturen 
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18.  Hypothese 7: Motorische Prozesse im Stimmapparat in Abhängigkeit der »Qualität« der musikalischen Klangvorstellung

18.1.  Zur »Messung der Klangvorstellung«

Beim Phänomen der musikalischen Klangvorstellung handelt es sich – ähnlich wie beim Begriff der Intelligenz und der Emotion – um ein hypothetisches Konstrukt. Der Prozess selbst, die Qualität bzw. die Eigenschaften und Inhalte der Klangvorstellung sind nicht direkt beobachtbar. Im Rahmen dieser Arbeit wurde angenommen, dass sich über die im Methodenteil beschriebenen »Indikatoren« musikalischer Klangvorstellung indirekt Rückschlüsse auf die Ausprägung dieser so genannten latenten Variablen ziehen lassen.

Als der wichtigste Indikator musikalischer Klangvorstellung wurde der »AMMA«-Test angesehen, da er aufgrund der Aufgabenstellung des Vergleiches zweier auditiv dargebotener Melodien ganz offensichtlich das Melodiegedächtnis testet und damit Klangvorstellung erfordert und an einer großen Stichprobe standardisiert wurde. Es wurde vorausgesetzt, dass eine solche Weise des analytisch-kognitiven Hörens und Vorstellens auch in anderen als Prüfung empfundenen Situationen, wie z. B. der Instruktion der Klangvorstellung nach Gehör oder nach Noten zum Einsatz kommt. Da mit Hilfe von »AMMA« keine darüber hinausgehenden Aussagen über die allgemeine Musikalität der Probanden gemacht werden sollten, erschien der Test für den Zweck dieser Arbeit gut geeignet.

Selbst innerhalb der homogenen Gruppe der Musiker streute das Leistungsniveau beim »AMMA«-Test sehr stark.1

1Bei der Bewertung des Tonhöhengedächtnisses z. B. wurden Perzentilrangwerte zwischen 5 und 97 erzielt. Dies bedeutet, dass in Edwin E. Gordons Normierungsstichprobe nur 3 % gleich gut oder besser abgeschnitten hatten, als der beste Teilnehmer der hier vorliegenden Studie.

Zudem korrelierten die »AMMA«-Werte mit denen des »Schilling-Tests« und der Selbsteinschätzung der Leistung am Theremin bei akustischer Präsentation der Items. Der Test scheint also tatsächlich individuelle Unterschiede bezüglich des Tonhöhengedächtnisses aufzuzeigen.

Es wurden neben »AMMA« noch weitere Indikatoren zur Messung der Qualität der musikalischen Klangvorstellung verwendet, weil davon ausgegangen wurde, dass »AMMA« nur einen Teil der Klangvorstellungsfähigkeiten erfasst. Im Wesentlichen dürfte es sich dabei um die Fähigkeit des Hörens/Erinnerns von Unterschieden handeln. Ästhetische oder qualitative Aspekte (wie Deutlichkeit, Lebendigkeit, Ganzheitlichkeit, Mehrstimmigkeit, Klangfarbe) werden von »AMMA« nicht erfasst. Diese sollten vor allem mit Hilfe der freien Texte aufgedeckt werden. Das Mittel der Introspektion stellte sich allerdings als nur bedingt geeignet heraus, weil die Gedanken über Klangvorstellung maximal nur eine Beschreibung der Klangvorstellung, nicht jedoch die Klangvorstellung selbst sein können (Abbild eines Abbildes).


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