(Grundton und Obertonanteile) und sind gleichzeitig von begrenzter zeitlicher Dauer. In
der Musik wird auch die zeitliche Information über Schallwellen von messbarer Frequenz
akustisch übermittelt. Tonhöhe ist keine der physikalisch messbaren Frequenz inhärente
Eigenschaft sondern ein metaphorischer Begriff. Sie ist ein Attribut der musikalischen
Wahrnehmung bzw. Klangvorstellung, welches aus der kognitiven Verarbeitung aller
hörbaren Teilfrequenzen entsteht und nur durch impliziten Vergleich mit anderen
Frequenzen sowie durch deklaratives und prozedurales Wissen, das im Laufe der
musikalischen Entwicklung angeeignet wurde als »hoch« oder »tief« bezeichnet werden
kann. Die Notenschrift legt diese Charakterisierungen nahe, viele Instrumente (wie z. B.
Klavier, Gitarre oder Cello) tun dies aufgrund der Anordnung der Tonhöhen auf der
Tastatur oder dem Griffbrett nicht.
Die Ergebnisse unterstützen die Annahme eines muskulären Tongedächtnisses im Sinne einer
stimmlichen Imitation, Rekonstruktion oder Simulation des Gehörten. Wie anders sollte es
sonst möglich sein, einen zuvor gehörten Ton ohne Rückkopplung über das Hören der
eigenen Stimme und ohne nachträgliche Korrektur direkt nachzusingen? Die Resultate
decken sich mit den oben angeführten Studien von D. L. Fullen (1993) und Stanley
L. Schleuter (1993), die bei ihren Untersuchungsteilnehmern eine positive Korrelation
zwischen Gesangsleistung und »AMMA«-Werten feststellten.
Die Tatsache, dass Probanden mit hohen »AMMA«-Werten bei musikalischer
Klangvorstellung eine erhöhte Kehlkopfaktivität aufweisen, spricht gegen die These der
Kompensation eines schlechten Melodiegedächtnisses durch »inneres Singen«. In diesem Fall
hätte sich ein inverser Zusammenhang zwischen »AMMA«- und EMG-Werten
gezeigt.2
2In den Nebenversuchen erwies sich zudem, dass die musikalischen Laien signifikant schlechter als die Musiker im »AMMA«-Test abschnitten, wobei sich ihre EMG-Mittelwerte nicht signifikant unterschieden. Bei Annahme einer reinen Kompensationsfunktion wäre zu erwarten gewesen, dass die EMG-Werte bei den musikalischen Laien deutlich über denen der Musiker gelegen hätten.
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Daraus ließe sich schließen, dass die Kehlkopfbewegungen einen Beitrag zur (erlernten?)
Fähigkeit einer musikalisch-kognitiven Reflexion leisten. Vielleicht kodieren die motorischen
Prozesse zeitbezogene Informationen bezüglich des Rhythmus, Metrums und Taktes
und/oder abstrakte räumliche Distanzen – wie die Tonhöhe bzw. Tonintervalle. Diese
Vermutung könnte durch einen noch zu erbringenden empirischen Beleg gestützt werden,
dass eine Gruppe von Musikern, die Musik zur Entspannung hört, geringere EMG-Werte am
Kehlkopf aufweist als eine andere, die eine musikbezogene analytische Höraufgabe
löst.
Möglicherweise unterstützen kehlkopfmotorische Prozesse den Verstehensprozess bei
schwierigem und komplexen Hörmaterial/beim analytischen Hören/Vorstellen dadurch, dass
inneres Singen ein besseres Einprägen und Zusammenfassen bewirkt. Vielleicht hilft
inneres Singen während des Aktes der mentalen Repräsentation musikalischer
Strukturen Wesentliches von Unwesentlichem zu trennen und zu erfassen (z. B. bei
»AMMA«-Intervallbeziehungen oder zeitliche Relationen).
Auch wenn – wie oben gesehen – kein Zusammenhang zwischen der Komplexität der Hör-
und Vorstellungsbeispiele und der EMG-Werte festzustellen war, so liegt es dennoch nahe zu
vermuten, dass ein Zusammenhang zwischen der Komplexität der »AMMA«-Items und der
EMG-Aktivität bestehen könnte. Ein hoher Perzentilrang
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