- 63 -Schmidt, Patrick L.: Interne Repräsentation musikalischer Strukturen 
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7.3.  Der »Test zur musikalischen Tonvorstellung«

7.3.1.  Testbeschreibung

Als zweites Instrument zur Messung der Genauigkeit/Detailliertheit der Erinnerung/Vorstellung musikalisch-klanglicher Strukturen diente ein von Michael Schilling (1973) entwickelter »Test zur musikalischen Tonvorstellung«.7

7 Unter Tonvorstellung ist nach Schilling »das ›verinnerlichte Singen‹ ohne hörbare Tonproduktion zu verstehen« (1973, S. 5).

Dieser Test wurde mit dem Ziel konstruiert, die Tonvorstellung möglichst direkt, d. h. unabhängig von Fähigkeiten und Fertigkeiten, wie Singen oder Instrumentalspiel zu messen. Schilling wollte ausschließen, dass Faktoren, wie »manuelle Geschicklichkeit« bzw. »Vertrautheit mit dem Instrument« miterfasst werden.

Außerdem wäre vor allem beim Notenlesen und Spielen einer Melodie auf einem Musikinstrument die Möglichkeit gegeben, daß nur ein Mechanismus Note-Taste, oder Note-Griff gemessen würde, wobei das Vorstellen der Tonhöhe zum Teil oder völlig außer Acht gelassen werden könnte (Schilling 1973, S. 107).

Auch der Überprüfung der Tonvorstellung durch Singen stand Schilling kritisch gegenüber, da nicht jeder Mensch, die Töne, die er sich vorstellt, auch singen könne. In diesem Fall würde ein Faktor »Fertigkeit im Singen«, der nicht identisch ist mit musikalischer Klangvorstellung, die Testergebnisse stark beeinflussen. Schilling befürchtete auch die Wirkung von Angstmechanismen, die bei vielen Versuchspersonen der Testpopulation eine wesentliche Hemmung der Testresultate bewirken könnten. »Die Angst, nicht richtig oder nicht schön zu singen, ist gerade bei musikalisch ausgebildeten Personen weit verbreitet« (Schilling 1973, S. 107).

Schilling ließ seine 100 Untersuchungsteilnehmer auf einem Tongenerator mit kontinuierlicher Tonhöhe (Dreiecksklang) Dur-tonale Melodien mit Hilfe eines Drehknopfs spielen. Die kontinuierliche Veränderung der Tonhöhe erfordert nach Schilling

eine exakte Tonvorstellung, denn es muß aus der großen Anzahl von durchlaufenden Tönen der richtige, vorgestellte herausgefunden werden. […] Ist die Vorstellung des Tones ungenau oder nicht vorhanden, so ist die Chance, den Ton durch Zufall zu finden und ihn dann sozusagen im nachhinein als den richtigen wiederzuerkennen, minimal (Schilling 1973, S. 58).

Ein weiterer Vorteil dieser Vorgehensweise bestand darin, dass weder erlerntes explizites musikalisches Wissen, noch spezielle motorische Fähigkeiten unbedingt vorausgesetzt wurden, was dafür sprach, den Test auch mit musikalischen Laien durchführen zu können.

Die Items des »Schilling-Tests« bestehen alle aus fünf Tönen, unterscheiden sich aber hinsichtlich ihrer melodischen Linie (z. B. reine Dreiklangsmelodien oder Melodien mit zusätzlichen Durchgangs- oder Wechselnoten), ihrer Tessitura, der Vorzeichen und des Darbietungsmodus (akustisch bzw. visuell).8

8 Siehe Anhang, Seite 159.

In Schillings Versuchsdesign stand der Drehknopf zur Einstellung der Tonhöhen über einen Kontaktarm mit einer kupferüberzogenen Platte in Verbindung, in die Sektoren eingeätzt waren.

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