- 74 -Schmidt, Patrick L.: Interne Repräsentation musikalischer Strukturen 
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eine Darbietung »echter« Musik gelegt. Es sollte dadurch eine der natürlichen Hörsituation nahe kommende Versuchsbedingung geschaffen werden. Reichhaltigkeit und Ästhetik der Stimuli sollten die Vorstellungskraft anregen und der Motivation förderlich sein. Eine Kontrolle aller musikalischen Parameter hätte in extremer Ausprägung die Präsentation ausgewählter Tonhöhen mit identischer Klangfarbe (reiner Sinuston) in gleich bleibendem Tempo ohne Rhythmus, Phrasierung, Dynamik und Agogik bedingt. Es ist dem Verfasser bewusst, dass die Ergebnisse durch diesen Verzicht auf die Kontrolle aller Versuchsbedingungen vorsichtig zu interpretieren sind.

Die Stücke sollten einen ähnlichen Charakter haben. Die Melodien sollten gesanglich und relativ leicht nachvollziehbar sein. Es wurde davon ausgegangen, dass für jeden Versuchsteilnehmer die Stimme das vertrauteste Instrument darstellt. Aus diesen Gründen wurde die Auswahl auf Vokalwerke beschränkt. Dabei wurde auf die Qualität von Darbietung und Tonaufnahme sowie auf die Verständlichkeit der (einheitlich deutschen) Texte geachtet.27

27 Es ist bekannt, dass Liedtexte das Melodiegedächtnis unterstützen (Crowder et al. 1990; Halpern 1988a; 1988b; 1992).

Abgesehen vom Nachweis motorischer Prozesse im Stimmapparat bei musikalischer Klangvorstellung sollte die Auswahl die Überprüfung der Hypothese ermöglichen, dass sich Unterschiede in Komplexität und Vertrautheitsgrad der Hörbeispiele in der Intensität der Kehlkopfbewegungen niederschlagen. Gemäß den genannten Anforderungen wurden die in Tabelle 7.1 dargestellten Musikbeispiele ausgewählt:28
28 Natürlich spielten bei der Musikauswahl auch rein subjektive persönliche Vorlieben eine Rolle.


vertraut

unvertraut

einstimmig

»Gute Nacht« aus der »Winterreise« (Franz Schubert D 911 op. 89 Nr. 1; Bariton: Fischer-Dieskau; Klavier: G. Moore; Deutsche Grammophon 1972)

»Schließe mir die Augen beide« (Alban Berg Sopran: Margaret Marshall, Klavier: Geoffrey Parsons, Polydor 1985)

mehrstimmig

»O Haupt voll Blut und Wunden« aus der »Matthäus-Passion« (Johann Sebastian Bach D-Moll BWV 244 Nr. 54; John Eliot Gardiner; Deutsche Grammophon 1989)

»Vergangen ist mir Glück und Heil« aus »Sieben Lieder« (Johannes Brahms op. 62 Nr. 7 für gemischten Chor; NDR-Chor, Günter Jena; Polydor 1983)

Tabelle 7.1: Auswahl der Musikstücke

Um bei der Vorstellung der Hörbeispiele eine Überforderung der Kapazität des Kurzzeitgedächtnisses zu vermeiden, wurde nur jeweils eine kurze, musikalisch sinnvolle Phrase dargeboten.

Die Musikausschnitte waren zuvor unter Verwendung des Programms Wavelab ausgepegelt, geschnitten und mit Ein- und Ausblendungen versehen worden. Die Länge der Ausschnitte variierte je nach Ende der musikalischen Phrase zwischen zehn und 14 Sekunden.


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