- 140 -Sonntag, Brunhilde (Hrsg.): Adorno in seinen musikalischen Schriften 
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c) Eine Spezialität der Reihenbildung ist diejenige aus op. 24 (Konzert). Webern war schon lange fasziniert von dem lateinischen Palindrom


       SATOR

       AREPO

       TENET (Es hält der Sämann die Werke.

       Opera  Es hält die Werke der Sämann.)

       ROTAS


Aus seinen Skizzenbüchern geht hervor, daß er (1931) damit befaßt war, eine Reihe zu finden, die in ihren symmetrischen Verhältnissen dem `magischen Quadrat' entsprach. Er fand sie in der Reihe zu op. 24. Döhl hat Reihe und magisches Quadrat koordiniert. Das magische Quadrat steht außerdem für einen Umschlag musikalischer Zeit in musikalischen Raum. Dies nur als Andeutung, mehr darüber später.


op. 24




2) Die Gestaltung der Reihe prädeterminiert - wie ich bereits sagte - die Struktur eines ganzen Stückes. Bevor ich dies an einem Beispiel aus den Zwölftonwerken Weberns erläutere, möchte ich darlegen, daß Weberns Strukturierung eines Werkes in dieser Art schon ganz früh angelegt war. H. Kaufmann hat an dem ersten Stück der 6 Bagatellen op. 9 dargestellt, wie im Keim Gestaltungsprinzipien späterer Werke schon hier vorgeprägt sind. Kaufmann hat aus der relativ motivlosen Komposition sogen. `Tonorte' oder Figuren ausfindig gemacht, die spiegelförmig einander zugeordnet sind. Das 10-taktige Stück ist krebsförmig angelegt, sodaß - bei Verwendung von Tonhöhenveränderung der einzelnen Töne, Umstellungen der Töne usw. - T. 10-7 den Krebs von T. 1-5 darstellen. Zentrum des Stücks ist T. 6, in dem sich die Töne zu einer Figur von vier Tönen verbinden, die das B-A-C-H Motiv ergeben. Alle anderen Figuren in den übrigen Takten sind Transformationen und Permutationen dieses Motivs. Schon in dieser Kurzform deuten sich Phänomene an, die eklatanter werden in den Zwölftonstücken: Die Zusammenziehung der formalen Anlage gibt das zeitliche Kontinuum von musikalischem Ausdruck auf und fordert ein neues Zeitverständnis heraus (Adorno spricht von statischer Zeitgestaltung). Außerdem trifft eine Äußerung Adornos, die sich eigentlich auf die Zwölftonwerke bezieht, auch schon für dieses atonale Stück zu, nämlich daß die Einzelelemente einer Komposition nicht mehr auf ein Ganzes, Übergeordnetes, ausgerichtet


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