- 72 -Sonntag, Brunhilde (Hrsg.): Adorno in seinen musikalischen Schriften 
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habe der Komponist quasi darin versteckt, er entfalte sich im Werk; das ist das eine ästhetische Extrem. Das andere: Der Gehalt konstituiere sich ausschließlich durch gesellschaftliche Kommunikation mit dem Werk. Also im Umgang mit diesem Werk offenbare sich der gesellschaftliche Gehalt.


D II: Das ist aber doch völlig falsch. Das ist nicht gesellschaftlicher Gehalt, wenn Leute mit dem Werk kommunizieren und wenn Wirkungen da sind. Gemeint ist doch das gesellschaftlich Objektive.


D I: Gut, die von mir genannten Extreme sind ja auch unbefriedigend. Adorno meinte, die Lösung finde sich zwischen diesen beiden Extremen. Er sagt, das Kunstwerk besitze nicht automatisch einen Gehalt, den man nur herausfinden müsse, und damit sei dann der Prozeß abgeschlossen, sondern: Das Kunstwerk stelle eine Frage, die zum Nachdenken, zum Umgang mit ihm anrege. Dadurch erst werde der Gehalt, und zwar immer wieder neu, produziert. Die Antworten hängen nun aber ab von den gesellschaftlichen Bedingungen des Rezipienten. Eine Benennung des gesellschaftlichen Gehalts, wie sie hier aufgezeigt wurde, ist also wichtiger als die Frage "wie ist die Sonatensatzform entstanden?"


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