- 185 -Sydow, Kurt: Musikpädagogische Beiträge aus drei Jahrzehnten 
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Rückblick und Gegenwart - Ein Nachwort

Der Begriff Jugendmusikbewegung bezeichnet einen Aufbruch jugendlicher Menschen zu einem näher zu erläuternden Umgang mit Musik. Es kann sich wohl kaum um eine permanente Bewegung handeln, die sich alle zwanzig Jahre von Generation zu Generation erneuert. Die vorliegende Dokumentation beschränkt sich auf einen Zeitraum mit Vorläufern, historisch deutlichen Anfängen, Wachstum, Ausbreitung, dem Heranreifen kritischer Auseinandersetzung, verantwortlicher Lehre bis zu dem politischen Einbruch 1933. Mit diesem Datum brach die Voraussetzung für eine Eigenentwicklung ab. Wenn aber aus der JMB Erkenntnisse und Ergebnisse objektiven Gehalts vorliegen, so wirken sie weiter. Über den geschichtlichen Rückblick hinaus gewinnt dann die JMB Bedeutung für eine gegenwärtige Musikauffassung, Musikgesinnung und Musikpraxis. Sie kann Maß und Richte für oder gegen eine nun gepflegte Musikausübung sein, Ablehnung erfahren oder auf ihre Weise anregen.

Fritz Jöde gebraucht früh die Bezeichnung Jugendmusik, also nicht getrennt Jugend-Musikbewegung. Jugendmusik als spezifische Gattung, daraus leitete sich mißgünstig jene Beurteilung ab, die darunter unverbindliche Spielmusiken, pädagogische Musik und den Trallalalismus versteht (s. a. Adorno). Jugendmusik und die ähnliche Wortbildung Schulmusik können und sollten nur meinen "Musik in der Jugend", "Musik in der Schule".

Die Wertfrage in der Musik bewegte alle verantwortlichen "Führer" der Musikantengilden und der Singgemeinden. Das Fragen nach den Werten verband sich mit dem Suchen nach Lebensform und Lebensgestaltung. Eine ständige Wechselbeziehung fand zwischen der musikalischen Ausübung und dem gelebten Leben statt. In der Musikbewegung entdeckte man einerseits Möglichkeiten geselligen Umgangs mit Musik und andererseits neu den kirchlichen Raum für geistliche Abendmusiken. Es handelte sich dabei um Darstellung von Chorwerken, die weder eingedrillt noch zu einem bestimmten Termin geliefert wurden. Man hatte die Werke ersungen, sich mit dem geistigen Gehalt beschäftigt, die Musik in ihrem Gestus und Klanggehalt erfahren. Der Weg des Hineinwachsens, das Erfülltsein im Miteinander


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