- 115 -Weyde, Tillman: Lern- und wissensbasierte Analyse von Rhythmen 
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es Desain selbst formuliert: »These methods showed the richness of the topic of quantization [...].«9

Die methodische Lücke, die sich hier zeigt, wird in letzter Zeit vermehrt durch lernende Systeme geschlossen. Ein neueres Modell in dieser Richtung, das auf einem Bayesschen Ansatz basiert, wurde von Cemgil, Kappen, Desain und Honing vorgestellt.10

Dabei wird durch Filterung aus den Einsatzzeiten einer Ausführung eine Tempokurve berechnet. Von den vier freien Parametern des Modells werden zwei anhand von Daten gelernt. Die präsentierten Ergebnisse sind vielversprechend.

Diese Modelle stehen beispielhaft für einen Trend in der Entwicklung von Modellen für komplexe musikalische Strukturen. Zunächst wurden regelbasierte Modelle entwickelt, die zu einer genauen Strukturierung des Problems zwingen. Die Entwicklung dieser Modelle zeigt, daß eine explizite Modellierung allen nötigen Wissens für die Bewältigung einer Aufgabe einerseits kaum möglich ist und andererseits auch Probleme der Generalisierung und Robustheit eines Modells nach sich zieht. Darauf folgte eine Phase der eher explorativen Anwendung von dynamischen und lernenden Systemen. Die konsequente Weiterentwicklung führte zu ausgereifteren Systemen, deren Eigenschaften besser bekannt sind und die aus Daten lernen können, wobei man die Zahl der Parameter kontrolliert und das System nur lernen läßt, was schwierig algorithmisch oder regelbasiert zu modellieren ist.

6.2.  Segmentierung

6.2.1.  Tenney und Polanskys Temporal Gestalt Perception

Tenney und Polansky haben 1980 einen Algorithmus für die Erkennung zeitlicher Gestalten (engl. temporal gestalt-unit, TG) formuliert und implementiert.11

Sie waren damit die ersten, die versuchten, ein Computermodell gestaltbasierter Segmentierung von Musik zu implementieren. Das musiktheoretische Modell wurde von James Tenney formuliert und Larry Polansky entwickelte das Computerprogramm. Ihr Ansatz bildete die Grundlage weiterer Entwicklungen.

Eine Gestalt auf der untersten Ebene heißt bei Tenney und Polansky Element und ist in der beschriebenen Anwendung eine Note. Die nächsthöheren Ebenen heißen bei Tenney clang und sequence, werden aber im folgenden, entsprechend den in dieser Arbeit eingeführten Definitionen, Motiv und Phrase genannt. Für zeitliche Gestalten geben sie Nähe und Ähnlichkeit als primäre Faktoren an, die die Segmentierung beeinflussen. Dabei wird Ähnlichkeit als umgekehrt proportional zum Abstand bezüglich eines beliebigen Parameters definiert. Zunächst versuchen sie, Regeln zu formulieren, die beschreiben, wie eine Parameteränderung von einer Note zur folgenden, bei Gleichheit aller anderen Faktoren, eine Trennung zwischen zwei Elementen bewirkt. Das Problem der Verallgemeinerung dieser Formulierung auf beliebige Fälle wird durch die Einführung einer Metrik gelöst. Die euklidische Metrik, die für den physikalischen, sich nach Tenney und Polansky in Experimenten


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