- 114 -Weyde, Tillman: Lern- und wissensbasierte Analyse von Rhythmen 
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als größer empfundenen Lautstärke interpretiert werden.6 Ein weiterer möglicher Grund ist, daß längere Noten auf unbetonten Zeiten mit höherer Wahrscheinlichkeit Synkopen erzeugen, die man bei einer metrischen Interpretation im allgemeinen zu vermeiden sucht. Eine dritte Erklärungsmöglichkeit ist, daß für die längeren Note eine längere Zeit zur Verarbeitung durch die Wahrnehmung zur Verfügung steht, wie Neil Todd das Phänomen erklärt.7

Longuet-Higgins und Lee geben ein Verfahren an, das von der lokalen Generierung einer metrischen Hypothese auf der Basis von zwei Noten ausgeht. Sobald zu zwei Noten die passende dritte gefunden wurde, wird versucht, auf der nächsthöheren metrischen Ebene (d.h. doppelte Periode) eine neue Hypothese zu bilden. Das Modell von Longuet-Higgins und Lee hat einen Toleranz-Parameter, der die Flexibilität, d.h. die Möglichkeit der Abweichung von einem etablierten Metrum, steuert.

Das Modell von Povel und Essens erzeugt Hypothesen des Grundschlags (clock) für etwas längere Sequenzen, die etwa zwei Takten entsprechen.8

Für eine Sequenz werden alle Möglichkeiten für einen Grundschlag mit einer Periode von weniger als der halben Länge der ganzen Sequenz erzeugt und ein Maß für ihre Qualität aus der Übereinstimmung von Schlägen mit Noten und Akzenten berechnet. Dieses Übereinstimmungsmaß ist festgelegt, es gibt keine veränderbaren Parameter im Modell.

Desain und Honing haben als Alternative zu den regelbasierten Modellen von Longuet-Higgins und Lee einen konnektionistischen Ansatz vorgestellt. Dieser basiert auf einem Netz von drei Knoten (1,2,3), die die Einsatzabstände dreier aufeinanderfolgender Noten repräsentieren. Zwei zusätzliche Knoten repräsentieren jeweils die Summe der Knoten 1 + 2 und 2 + 3. Die benachbarten Knoten sind miteinander und die Summen-Knoten mit den jeweiligen nicht summierten Knoten verbunden. Die Verbindungen enthalten jeweils einen Interaktionsknoten, dessen Aktivierung von dem Quotienten der Werte der verbundenen Zellen abhängt. Ist der Quotient nahe einer ganzen Zahl oder dem Inversen einer ganzen Zahl, dann ist die Aktivierung des Interaktionsknotens ungefähr proportional zur Differenz vom ganzzahligen Wert. Die Anwendung besteht darin, eine Folge von drei Noten anzulegen, d.h. die Werte in die Knoten zu übertragen, und durch eine geeignete Lernregel die Gesamtenergie des Systems zu minimieren. Dadurch nähern sich die Werte der Knoten ganzzahligen Verhältnissen an, die das Ergebnis der Quantisierung darstellen.

Peter Desain hat den konnektionistischen Quantisierer mit den Modellen von Longuet-Higgins und Lee verglichen und deutliche Unterschiede im Verhalten der Systeme festgestellt, ohne allerdings eine abschließende Bewertung vorzunehmen. Er untersuchte die aus den Modellen generierten Erwartungen und stellte die Konvergenzbereiche der Modelle graphisch dar. Der konnektionistische Ansatz scheint etwas robuster zu sein. Es wurde allerdings nicht überprüft, wie die Modelle mit empirischen Daten übereinstimmen. Für diese Darstellungen gilt vor allem, wie


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