- 40 -Weyde, Tillman: Lern- und wissensbasierte Analyse von Rhythmen 
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anzunehmen, daß diese Werte mit hoher Genauigkeit allgemein gelten. Man kann allerdings die Größenordnungen der Eckwerte als gesichert betrachten, da die Plastizität des Gehirns begrenzt ist und vor allem eine Reorganisation der Wahrnehmung ermöglicht, während die Verarbeitungsgeschwindigkeit sich weniger stark beeinflussen läßt.18 Die Werte auf den unteren Ebenen der Verarbeitung sind zuverlässiger, da sich hier die physische Beschaffenheit des Wahrnehmungsapparates und der beteiligten Nervenzellen direkter auswirken als auf höheren Verarbeitungsebenen.

3.2.1.  Gleichzeitigkeit

Damit eine Klangfolge als aus zwei Ereignissen bestehend wahrgenommen wird, muß sie sich in ihrer spektralen Zusammensetzung, Intensität, Frequenz oder räumlichen Position verändern. Dabei ist die Dauer des Übergangs entscheidend für die Wahrnehmung von Zusammenhang oder Trennung. Die Eigenschaften dieser Übergänge sollen hier nicht im Detail erörtert werden, wir gehen von gegebenen Ereignisgrenzen aus. Lediglich die obere zeitliche Grenze der Verschmelzung zweier Klänge ist hier von Interesse, da sie eine Grenze für die Wahrnehmung rhythmischer Strukturen bildet.

Die Grenze der perzeptuellen Fusion zweier Impulse, also bis zu welchem zeitlichen Abstand sie als ein einzelner Impuls wahrgenommen werden, liegt bei ca. 3 ms, bei manchen Menschen auch bei bis zu 5 ms.19

Unter Laborbedingungen können Versuchspersonen ab diesem zeitlichen Abstand bei der Präsentation von Impulsen nacheinander auf beide Ohren im Abstand von 1 ms feststellen, daß zwei Impulse vorhanden waren. Abstände unterhalb dieser Schwelle werden als räumliche Verschiebung nur eines Impulses wahrgenommen. Damit korrespondiert, daß die Laufzeitdifferenz des Schalls zwischen beiden Ohren eines Menschen abhängig von Kopfform und Ort der Schallquelle im Bereich bis zu 1 ms liegt. Unterhalb von 1 ms ist also eine Unterscheidung zwischen einer und zwei Schallquellen nicht möglich. Diese Unterscheidung ist vermutlich eine Leistung peripherer Bereiche des Nervensystems, da sie auch bei Hirnschäden unverändert bleibt.20

3.2.2.  Reihenfolge

Auch wenn zwei Ereignisse wahrgenommen werden, ist eine Erkennung der Reihenfolge der Ereignisse erst ab einem Abstand von 30–50 ms möglich. Diese Grenze ist über verschiedene Modalitäten konstant und tritt auch bei anderen Versuchen auf.Die Verteilungen der Reaktionszeiten von Verfolgungsbewegungen der Augen und anderen Reaktionstests haben Maxima bei Vielfachen von 30 ms.21

Nach Pöppel messen wir daher mit der Grenze für die Erkennung der zeitlichen Ordnung auch »die Minimalzeit, die erforderlich ist, um elementare Ereignisse, die Bausteine

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