- 41 -Weyde, Tillman: Lern- und wissensbasierte Analyse von Rhythmen 
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des Bewußtseins, zu identifizieren«.22 Pöppel schließt daraus die Existenz eines neuronalen Oszillators, der an der Erkennung von Ereignissen beteiligt ist. Die Werte für verschiedene Modalitäten bei der gleichen Versuchsperson zeigten große Übereinstimmung. Dies läßt einen gemeinsamen Oszillationsmechanismus plausibel erscheinen.23

23 Pöppel (1989, S. 84).

Die Perioden dieses Oszillators bestimmen nach Pöppel Zeitquanten (time quanta) für die Identifikation von Ereignissen.

In musikalischen und linguistischen Kontexten liegt die minimale Dauer zeitlich diskret wahrgenommener Ereignisse allerdings bei 100–120 ms.24

24 Bregman (1990, S. 69) Clynes und Walker (1982, S. 174).

Ereignisse, die schneller aufeinander folgen, werden nicht mehr als zeitlich getrennt wahrgenommen. Bereits Wundt formulierte diesen Zusammenhang:

»Steigt die Geschwindigkeit erheblich über diese Grenze [von fünf Ereignissen pro Sekunde], so nehmen wir zwar den Vorgang noch als einen discontinuirlichen wahr. Aber die Vorstellung von Zeitstrecken, die durch Reize begrenzt sind, macht nun mehr und mehr der eines dauernden discontinuirlichen Eindruckes Platz, wie er z.B. [...] bei Trillern und Passagen beobachtet wird.«25

25 Wundt (1903, S. 22).

Man kann diesen Unterschied zwischen der Möglichkeit von Reihenfolgenerkennung und der Wahrnehmung eigenständiger zeitlicher Ereignisse dadurch erklären, daß die Art der Klänge starken Einfluß auf die Erkennung von Ereignissen hat. Auch Training hat einen großen Einfluß auf die Leistung. Durch Übung konnte im Experiment die Grenze für Reihenfolgenerkennung von zuerst 125 auf 30 ms gesenkt werden.26

26 Bregman (1990, S. 69–70).

Die Grenze kann durch Training für bestimmte Ereignisse auch noch weiter gesenkt werden, allerdings beruht die Erkennung dann darauf, daß klangliche Eigenschaften, die sich aus der Reihenfolge ergeben, gelernt werden. D.h. es wird ein Ereignis wahrgenommen, dessen klangliche Qualität mit der Reihenfolge assoziiert wird. Eine andere mögliche Erklärung für die verschiedenen Größenordnungen ist, daß die Verarbeitung oberhalb der auditiven Ebene die mögliche Anzahl von wahrnehmbaren Ereignissen in einer bestimmten Zeit begrenzt. Hierfür spricht, daß diese Grenze von 100-120 ms sich offenbar über verschiedene Modalitäten relativ konstant zeigt,27

27 Fraisse (1982, S. 156).

obwohl die Sinne verschiedene zeitliche Auflösungsvermögen haben, wie ebenfalls bereits Wundt feststellte.28

28 Wundt (1903, S. 46).

3.3.  Gruppierung

Akustische Ereignisse werden beim Hören nicht nur in ihrer Abfolge oder Gleichzeitigkeit wahrgenommen, sondern sie werden darüber hinaus mit einer Struktur versehen. Diese Struktur beruht auf einer hierarchischen Ordnung, der Zusammenfassung von Ereignissen zu größeren Einheiten.29

Diese Zusammenfassung von Ereignissen

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