- 42 -Weyde, Tillman: Lern- und wissensbasierte Analyse von Rhythmen 
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wird als Gruppierung oder auch Chunking bezeichnet. Der Begriff Gruppierung wird im weiteren speziell für die wahrnehmungsmäßige Gruppierung verwendet. Sie bewirkt eine Segmentierung des Wahrgenommenen, wobei der Begriff Segmentierung hier allgemein Aufteilungen entsprechend Definition 2.5.2 bezeichnet.

Ereignisse können gleichzeitig oder sequentiell auftreten und gruppiert werden, wobei im akustischen Bereich meist auch eine zeitliche Differenzierung nötig ist, um getrennte Ereignisse wahrzunehmen. Im sequentiellen Fall bedeutet Gruppierung, die Punkte zu finden, an denen Motive oder Phrasen beginnen oder enden, bzw. in der Sprache die Grenzen von Silben und Wörtern zu bestimmen.

Diese Gruppen von Noten als Bausteine größerer Einheiten sind für die Erkennung musikalischer Strukturen von zentraler Bedeutung. Es gilt, aus den vielen Möglichkeiten der Gruppierung, die im jeweiligen Fall musikalisch relevante zu finden und die Beziehungen der Gruppen zueinander zu ermitteln. Dies ist auch ein wesentlicher Inhalt einer musikalischen Werkanalyse, die versucht, bedeutende musikalische Elemente zu benennen und die Beziehung dieser Elemente untereinander zu formulieren. Auch stärker formalisierte Methoden wie die GTTM beruhen auf diesem Prinzip der hierarchischen Gliederung von Noten. Die relevante Gliederung zu finden, ist ein wesentliches Problem bei der automatischen Verarbeitung musikalischer Daten, etwa beim Suchen nach Melodien in Datenbanken, bei interaktiven Musik-Performance-Systemen und bei Musiklernprogrammen.

Die Schwierigkeit liegt vor allem darin, daß die beste Gruppierung eines gegebenen Musikstückes nicht allgemeingültig bestimmt werden kann. Verschiedene Hörer hören unterschiedliche Gruppierungen, und auch derselbe Hörer gruppiert zu verschiedenen Zeiten nicht immer gleich. Die Faktoren, die die Gruppierung beeinflussen, sind vielfältig. Es sind natürlich die Klänge selbst, aber auch die musikalischen Vorlieben und Erfahrungen des jeweiligen Hörers. Auch eine bewußte Steuerung des Prozesses ist möglich. Hier soll zunächst versucht werden, die Faktoren zu benennen, die zur Gruppierung beitragen, um sie im später zu entwickelnden System zu berücksichtigen.

3.3.1.  Länge

Zwei wesentliche Eigenschaften, die die wahrgenommene Gruppierung begrenzen, sind die Gruppendauer, d.h. die zeitliche Ausdehnung, und die Gruppenlänge, d.h. die Anzahl der Ereignisse in einer Gruppe. Diese Grenzen werden durch Eigenschaften des sensorischen Gedächtnisses und des Kurzzeitgedächtnisses (short-term memory) bestimmt. Das Kurzzeitgedächtnis definiert Cadance Brower als das Produkt aller kognitiven Aktivitäten, die helfen, Ereignisse der unmittelbaren Vergangenheit im Bewußtsein zu halten.30

Die maximale Kapazität des Kurzzeitgedächtnisses liegt im Bereich von sieben Ereignissen. Die ›magische‹ Sieben, wie sie Miller im Titel seiner Untersuchung von


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