- 43 -Weyde, Tillman: Lern- und wissensbasierte Analyse von Rhythmen 
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1950 nannte,31 beschränkt unsere Fähigkeit, Ereignisse unmittelbar zusammenzufassen. Diese Beschränkung ist so zu verstehen, daß spätestens nach ca. sieben Elementen eine Gruppierung einsetzt. Die Erinnerung der Ereignisse wird dadurch organisiert und erleichtert, insbesondere wenn die Ereignisse ein bekanntes Muster ergeben, das nicht neu gelernt werden muß. Die Segmentierung durch den Hörer kann nicht verhindert werden, wie Penel und Drake gezeigt haben.32

Die Erinnerung der Reihenfolge einer Sequenz läßt bereits nach, wenn mehr als vier Elemente behalten werden müssen, diese Grenze wird als transient memory span bezeichnet.33

In Experimenten wurde in musikalischen Zusammenhängen eine maximale Gruppengröße von vier Elementen ermittelt, in Einzelfällen bis zu sechs.34

Außer diesen Grenzen gibt es möglicherweise noch eine weitere Grenze des Gedächtnisses, die bei ca. zwanzig Elementen liegt. Yamada und Mitarbeiter haben festgestellt, daß bei längerem gleichmäßigen Klopfen von gleichen Notenwerten oder sehr einfachen Rhythmen eine deutliche Veränderung in der Energieverteilung ab zwanzig Elementen auftritt.35

Es ist allerdings weder klar, in welcher Beziehung diese Größe zu den anderen Erkenntnissen über das Kurzzeitgedächtnis steht, noch welche musikalischen Phänomene dem entsprechen könnten.

Hörer bevorzugen Gruppierungen, die die Ereignisse gleichmäßig auf die Gruppen verteilen.36

Diese Tendenz zeigt sich nicht nur in der Wahrnehmung von Musik, sondern scheint eine allgemeine Tendenz der menschlichen Informationsverarbeitung zu sein.37

3.3.2.  Dauer

Die Gruppierung von Ereignissen ist nur innerhalb einer begrenzten Zeitspanne möglich. Allgemein umfaßt die Spanne der unmittelbaren zeitlichen Integration wenige Sekunden. Die meisten Autoren geben Werte von ca. 3 Sekunden an. Diese Zeitspanne wird häufig als psychologische Gegenwart38

bezeichnet und stellt auch in anderen geistigen Aktivitäten eine Grenze der Integration von Ereignissen dar, die bezüglich der Modalität und des kulturellen Kontextes von allgemeiner Gültigkeit zu sein scheint. So gibt es eine Segmentierung alltäglicher Aktivitäten in Abschnitte von ca. 3 Sekunden Dauer, die in verschiedenen Kulturen von Schleid, Eibl-Eibesfeld und Pöppel beobachtet wurde.39 Auch Gedichte in verschiedenen Sprachen zeigen eine charakteristische Länge gesprochener Verse von ca. 3 Sekunden.40


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