- 47 -Weyde, Tillman: Lern- und wissensbasierte Analyse von Rhythmen 
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zweifelhaft, denn das Erkennen z.B. des eigenen Namens ist erlernt und geschieht im allgemeinen auch unabhängig von der Aufmerksamkeit.

Schemabasiert sind Gruppierungen, die auf dem Wiedererkennen von gleichen oder ähnlichen Mustern oder auf komplexeren Effekten wie Symmetrie oder erlernten Meta-Mustern beruhen. Solche Ähnlichkeitseffekte wirken im allgemeinen schwächer als die primitiven Effekte der zeitlichen Nähe auf die Segmentierung in dem Sinn, daß sie keine Gruppierungen bewirken können, die den primitiven Mechanismen stark zuwiderlaufen.66

66 Handel (1973), Bregman (1990, S. 677).

Während für die Strukturierung kurzer zeitlicher Zusammenhänge die primitiven Mechanismen dominant sind, werden für größere Zeiteinheiten schemabasierte Effekte wichtiger. In Lerdahls und Jackendoffs GTTM werden die Grouping Preference Rules, die primitiven Gruppierungsmechanismen entsprechen, für kleinere Einheiten und die schemabasierten für die Integration auf höheren Ebenen benutzt.67

3.3.6.  Streaming

Streaming bezeichnet die Aufteilung von Ereignisfolgen in mehrere zeitlich parallele Ströme. Es wird durch große Unterschiede der Tonhöhe, Klangfarbe oder räumlichen Positionierung bei kleinen zeitlichen Abständen akustischer Ereignisse ausgelöst. Die bisher beschriebene Gruppierung von Sequenzen bezeichnet Bregman dagegen als sequential grouping. Die Zusammenfassung von Ereignissen durch Streaming kann als im wesentlichen auf primitiven Mechanismen basierend angesehen werden und kann auch durch rhythmische Gruppierung beeinflußt werden.68

Streaming wird bei virtueller Zweistimmigkeit wirksam, wie sie etwa J.S. Bach in seinen Werken häufig verwendet hat.69 Bei der virtuellen Zweistimmigkeit liegen die tonlichen und zeitlichen Abstände meistens so, daß eine unbedingte Trennung der Ströme nicht gegeben ist, sondern sowohl die Hörweise als eine Melodielinie als auch die Auffassung als zwei Melodielinien möglich sind.70

70 Vgl. Bregman (1990, S. 464). Dies läßt sich auch an einem Multimedia-PC mit einfachen Mitteln experimentell nachvollziehen, vgl. Stroh (2000).

Diese Mehrdeutigkeit ist zum einen bedingt durch die Schwierigkeit, die Töne schnell genug zu spielen, um eine unbedingte Trennung zu erzielen. Zum anderen hat die strukturelle Ambivalenz einen besonderen ästhetischen Reiz, den Komponisten gerne nutzen.71


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