- 50 -Weyde, Tillman: Lern- und wissensbasierte Analyse von Rhythmen 
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Die metrische Interpretation als Basis der Kategorisierung ist naheliegend, da dies der üblichen Notation von Musik entspricht. Problematisch bei der Kategorisierung anhand des Metrums ist aber, daß die realen Ausführungen und auch die vom Hörer erwarteten Ausführungen nicht im engeren Sinne metrisch sind. Bereits das Metrum selbst als zugrundeliegendes Muster der Kategorisierung besteht nicht aus gleichmäßigen Aufteilungen. Musikalische Beispiele für nicht metrische Kategorien sind der Wiener Walzer, wo die Positionen des zweiten Schlags nicht streng metrisch ist, oder der Swing im Jazz, der sich weder durch eine gleichmäßige Zweiteilung noch durch eine Dreiteilung des Schlages hinreichend beschreiben läßt.81 Weiterhin paßt der Hörer sein Metrum beim Hören an die Musik an, d.h. das Gehörte verändert das Metrum, so daß das Metrum selbst keine metrische Sequenz nach Definition 2.5.4 ist.

Die Kategorisierung durch das Metrum als Basis für die Gruppierung anzunehmen, ist jedoch perzeptuell nicht plausibel, denn die möglichen metrischen Interpretationen haben nur relativ geringen Einfluß auf die Gruppierung.82

Desain und Honing mutmaßen, daß die Bildung eines Metrums erst auf Grundlage der erkannten rhythmischen Motive stattfindet. Zumindest können einfache Schablonen-Modelle die Zuordnung von Noten zu metrischen Kategorien nicht ausreichend beschreiben. Dazu führen Desain und Honing ein Hörbeispiel an, das von den meisten Hörern so interpretiert wird, daß eine nach Einsatzabstand längere Note als Sechzehntel und eine etwas kürzere Note als Achtel-Triole, also eine Note mit einer nominellen Länge von 4
 3 eines Sechzentels, interpretiert wird. Der Kontext einer Note und bekannte Muster des Timings sind hier offenbar von entscheidender Bedeutung.

3.4.2.  Kategorisierung rhythmischer Motive

Bei einer figuralen Repräsentation von Motiven, wie sie beim Fehlen eines metrischen Kontextes stattfindet, kann eine Kategorisierung der zeitlichen Intervalle in zwei Kategorien festgestellt werden.83

Diese beiden Kategorien – lange und kurze Noten – stehen ungefähr im Verhältnis 2 : 1. Fraisse und andere haben festgestellt, daß Versuchspersonen beim Nachspielen oder Erfinden von Rhythmen Dauernverhältnisse von 1 : 1 und 2 : 1 bevorzugen.84 Eine ähnliche Beobachtung haben Povel und Essens auch bei einem anderen Experiment gemacht. Allerdings nimmt die Fähigkeit zur Unterscheidung verschiedener Notenwerte zu, wenn sie in einem metrischen Kontext auftreten.85 Eine grobe Kategorisierung von Notenwerten findet aber auch ohne Metrum statt.

Da in dieser Arbeit rhythmische Motive von besonderem Interesse sind, stellt sich die Frage, ob und wie sich hier Kategorien bilden. Die Untersuchung von Schulze hat gezeigt, daß rhythmische Kategorien unabhängig vom Metrum entstehen können.86

Die Muster, die Schulze verwendet, lassen sich teilweise nicht oder nur schwer

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