- 49 -Weyde, Tillman: Lern- und wissensbasierte Analyse von Rhythmen 
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Kategorien eine sinnvolle Organisation von Inhalten der Wahrnehmung dar. In der Sprachverarbeitung kennt man mit Worten und Buchstaben einige Kategorien, die sich relativ leicht beschreiben und abgrenzen lassen. In der Musik und insbesondere der Rhythmik ist dagegen weniger klar, was Kategorien ausmacht und wie sie beschaffen sind.

Um Kategorien besser zu verstehen, ist von Interesse, wie Kategorien entstehen und welchen Grad an Universalität sie haben. Die Bildung von Kategorien ist in der Musik auf mehreren Ebenen möglich. Neben den verschiedenen Dimensionen der Harmonik und Melodik sind bei der Rhythmik Metrum und Grundschlag sowie die Gruppierung und Gestaltaspekte von Bedeutung. Bregman nimmt die primitiven Mechanismen als universell an und unterscheidet davon schemabasierte Effekte, zu denen auch die Kategorisierung gehört.78

Kategorisierung baut auf erlernten Schemata auf und ist bewußt steuerbar, dementsprechend ist hier ein geringerer Grad an Allgemeingültigkeit zu erwarten.

In Experimenten von Dowling hat sich gezeigt, daß Hörer Melodien nicht erkennen können, wenn zwei Melodien gleichzeitig in demselben Register gespielt werden.79

Sind dagegen die Tonhöhenbereiche getrennt, können sie die Hörer die Melodien erkennen. Hier ist der primitive Mechanismus des Streamings durch Tonhöhe dominant gegenüber dem Erkennen der bekannten Melodie als erlerntem Schema. Wird Versuchspersonen der Name der zu erkennenden Melodie genannt, können sie allerdings nach mehrmaligem Hören die Melodie erkennen. Die primitiven Mechanismen verhindern offenbar nicht die Anwendung erlernter Mechanismen, erschweren sie aber deutlich. Die Anwendung erlernter Schemata erfordert eine bewußte Willensanstrengung, während die primitiven Mechanismen davon unabhängig wirken.

3.4.1.  Puls und Metrum als Kategorien

Puls und Metrum bilden zeitliche Kategorien, nach denen Noten eingeteilt werden können. Ein etabliertes Raster von Puls und Metrum ermöglicht eine Orientierung, auch wenn anderweitige Regelmäßigkeiten fehlen. Umgekehrt wird durch die Eigenschaften einer Sequenz die Wahrnehmung eines Metrums erzeugt, das selbst in verschiedene Kategorien fallen kann, etwa Zweier- oder Dreier-Metrum. Die Modellierung der metrischen Kategorisierung erweist sich daher als schwierig, da das Kategorienraster selbst durch die zu kategorisierenden Ereignisse beeinflußt wird. Die metrische Interpretation des Hörers bildet beim Aufbau eines Metrums eine Kategorisierung der Einsatzabstände, bei einem bestehenden Metrum stellt sie, wenn der Offset bereits festliegt, eine Kategorisierung der Einsatzzeiten dar. Clarke beschreibt die Kategorisierung von Rhythmen auf drei Ebenen: Metrum, Schlagaufteilung (rhythmisches Muster), und expressive Transformationen (Abweichungen von den Schlägen). Dabei sind die Kategorisierungen auf den verschiedenen Ebenen nicht unabhängig voneinander.80


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