- 52 -Weyde, Tillman: Lern- und wissensbasierte Analyse von Rhythmen 
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daß jeder Spieler gleichzeitig auch Hörer ist und beim Spielen das Gehörte mit einbezieht. Ein zweiter äußerer Regelkreis entsteht, wenn es Zuhörer gibt und der Spieler auch von ihnen Rückmeldungen zu seinem Spiel erhält.

Für die Analyse gespielter Rhythmen in interaktiven Programmen ist zunächst der innere Regelkreis von Bedeutung. Die Frage ist, inwieweit die Struktur, die ein Hörer wahrnimmt, mit der vom Spieler intendierten Struktur übereinstimmt. Dies würde im Idealfall bedeuten, daß der Spieler seine Auffassung der Struktur dem Zuhörer unverändert vermitteln kann. Hieraus ergeben sich die Fragen, wie genau der Spieler sein Spiel steuern kann und welchen Einfluß die Wahrnehmung auf das Spiel hat.

3.5.1.  Genauigkeit der Umsetzung

Mehrere Untersuchungen haben gezeigt, daß die Genauigkeit des Spiels bei geübten Musikern sehr hoch ist und entscheidend durch die auditive Rückkoppelung bestimmt wird. Die Abweichungen, die durch zufällige Schwankungen und Verzögerungen in der peripheren Steuerung erzeugt werden, sind offenbar vergleichsweise klein. So war in einem Experiment von Clarke die Abweichung zwischen mehreren Interpretationen eines Werkes durch denselben Pianisten gering, die Abweichung von der rein metrischen Sequenz jedoch erheblich; der Pianist hat also ein hohes Maß an Kontrolle über die Ausführung.91

Repp hat festgestellt, daß die motorische Steuerung von Synchronisationsaufgaben sehr viel genauer ist als die Mechanismen, die eine bewußte Erkennung bestimmter Abweichungen ermöglichen.92 Finney hat in seiner Untersuchung gezeigt, daß die Leistung eines Spielers stark von der auditiven Rückmeldung abhängt,93 und Summers, Bell und Burns konnten nachweisen, daß die Genauigkeit der Ausführung von Rhythmen kaum vom verwendeten Körperteil abhängt.94 Man kann also davon ausgehen, daß die auditive Wahrnehmung des Musikers wesentlich für die Gestaltung seiner Ausführung ist.

Ein weiteres Indiz dafür, daß die Timing-Muster eines Spielers durch die Wahrnehmung bestimmt werden, ist der Synchronisationsfehler, der beim Klopfen zu einer regelmäßigen Pulsfolge (Metronom) entsteht. In Laboruntersuchungen klopfen Versuchspersonen bei der Synchronisation mit einer isochronen Sequenz ca. 30 ms zu früh, abhängig von der Frequenz. Frühere Hypothesen gingen davon aus, daß die Dauer der Übertragung der sensorisch-motorischen Signale von und zur Hand oder Fuß der Grund für diesen Fehler ist.95

Neuere Untersuchungen haben jedoch gezeigt, daß es sich um einen Fehler der Wahrnehmung bzw. Abschätzung des Zeitverlaufs handelt, der durch das Einspielen anderer Geräusche in der Zeit zwischen den Pulsen fast vollständig neutralisiert werden kann.96

Man kann also davon ausgehen, daß der Grund für Abweichungen von metrischen Sequenzen weniger in der motorischen Umsetzung liegt als vielmehr in Eigenschaften


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